Gudrun Eigelsreiter hat am 14. Mai 2020 an dem Webinar des Europäischen Behindertenforums teilgenommen: „Frauen mit Behinderungen und bezahlte Arbeit“.
Übersetzung und Zusammenfassung:
Die COVID-19 Pandemie verstärkt bestehende Ungleichheitsdynamiken weltweit: u.a. für Frauen und Mädchen, für Menschen mit Behinderungen und für von Armut betroffenen Menschen
Negative Einflüsse der COVID-19 Pandemie auf Frauen und Mädchen:
- Gesundheit: kein oder kaum Zugang zu gesundheitlichen Einrichtungen (speziell wenn es um reproduktive Medizin und prä- und postnatale Untersuchungen geht), zu Unterstützungsdienstleistungen und Beratungseinrichtungen für, von Gewalt betroffenen Frauen, obwohl die Gewalt gegen Frauen und Mädchen weltweit während der Pandemie zugenommen hat
- Mehr unbezahlte CARE-Arbeit durch geschlossenen Schulen und Kindergärten: Zusätzlich zu Verpflichtungen in der Erwerbsarbeit (Homeoffice), müssen vor allem die Mütter, die Hausarbeit machen sowie Kinder betreuen und während des Home-Schoolings mit ihnen Schulaufgaben erledigen.
- Geschlechtsspezifische Gewalt: wirtschaftlicher Druck (durch Jobverlust) und sozialer Stress (überfüllte Wohnungen, beschränkter Zugang zu Unterstützungsdienstleistungen, wenig bis gar kein Kontakt zu FreundInnen und Familie) führen zu höherem Alkoholmissbrauch und verstärken die häusliche Gewalt gegen Frauen und Kinder
Barrieren im Zugang von Frauen mit Behinderungen zu bezahlter Beschäftigung:
- Mangel an barrierefreier Infrastruktur am Arbeitsplatz und barrierefreie Transportmöglichkeiten des öffentlichen Verkehrs
- Mangel an Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung der Unternehmen
- Generelle, negative Einstellungen gegenüber Frauen mit Behinderungen, Diskriminierung und Stigmatisierung
Faktoren, die Frauen mit Behinderungen am Arbeitsmarkt benachteiligen:
- Frauen verdienen weniger, können deshalb auch weniger Geld zur Seite legen
- Im Dienstleistungssektor, in dem vor allem Frauen arbeiten, sind Kündigungswellen verbreiteter als in anderen Branchen
- Weniger Zugang zu sozialem Schutz
- Die Mehrheit der AlleinerzieherInnen sind Frauen
Welche Maßnahmen sind nötig, um die Situation von Frauen zu verbessern:
- Ausbalancierte Teams – gleich viele Frauen wie Männer, Trainings zu Inklusion
- Durchführen einer Gender-Inklusion-Analyse in Organisationen, Unternehmen
- Sammlung, Analyse und Nutzung von Daten, aufgeschlüsselt nach Geschlecht, Behinderung und Alter um mehr Sichtbarkeit zu schaffen
- Maßnahmen, um geschlechtsspezifische Gewalt zu identifizieren und gegenzusteuern, zb. Ausbau und mehr finanzielle Förderungen für Unterstützungs-Dienstleistungen für Frauen und Mädchen und für Gewaltschutzzentren sowie Sicherstellen der Barrierefreiheit dieser Angebote