„Behindert“ aufgrund psychischer Erkrankung, insbesondere in Zeiten von Covid-19
Christina Meierschitz nahm an der Online-Veranstaltung teil und ist Verfasserin der nachfolgenden Zusammenfassung.
ÖKSA ist das Österreichische Komitee für Soziale Arbeit und möchte als Kommunikationsplattform zwischen Bund, Ländern, Trägern der „Freien Wohlfahrt“ sowie Städte- und Gemeindebund zur öffentlichen Bewusstseinsbildung beitragen
„Ich bin nicht verrückt ich werde ver rückt!“ Eliah Lüthi.
Diese Konferenz wurde in enger Zusammenarbeit mit Menschen mit psychosozialen Behinderungen geplant und erarbeitet. Chronischer Stress, Einsamkeit und Angst sind in dieser Zeit ständige Begleiter. Scham und soziale Ausgrenzung führen dazu, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen oft nicht zu der Hilfe kommen, die sie benötigen. Österreich hat sich mit der Unterzeichnung der UN-BRK verpflichtet Menschen mit psychischen Behinderungen alle Menschenrechte zu gewährleisten und sie an allen Bereichen der Gesellschaft chancengleich teilhaben zu lassen.
Die Covid-19-Pandemie hat einen großen Beitrag dazu geleistet, dass Ängste entstehen und damit die vorhandenen Probleme noch vergrößert werden.
Grußworte kamen von Max Rubisch, Mitarbeiter des Kabinetts von Sozialminister Anschober. Für ihn ist das Problem die Gesellschaft, die Politik, die Barrieren aufbauen und nicht genug dazu tun, diese Barrieren abzubauen. Die Gesellschaft muss sich ändern, damit Teilhabe möglich ist.
Nichtdiskriminierung und Partizipation sind Schlagworte, die immer mehr an Bedeutung gewinnen. Darum ist es umso wichtiger, dass die betroffenen Menschen auch in die Arbeiten am Nationalen Aktionsplan Behinderung 2022 – 2030, der die Leitlinie der österreichischen Behindertenpolitik sein soll, eingebunden sind.
Christine Steger, Vorsitzende des Unabhängigen Monitoringausschusses, betonte wie wichtig es ist, das soziale Modell von Behinderung umzusetzen. Der Paradigmenwechsel, welcher durch die UN-BRK in Gang gesetzt werden sollte, bringt mit sich, dass Menschen mit Behinderungen als Rechtsträger*innen anerkannt werden müssen. Da Behindertenrechte eine Querschnittsmaterie sind und sowohl Bund als auch die neuen Bundesländer für die verschiedenen Bereiche zuständig sind, bringt der Föderalismus naturgemäß einige Probleme mit sich. Das soziale Modell von Behinderung bestimmt, dass Behinderung nicht das Schicksal des Einzelnen ist, sondern ein gesamtgesellschaftliches Problem und so ist auch die Gesellschaft dafür zuständig, Barrieren zu beseitigen. Dies gilt auch für die Barrieren in den Köpfen. Derzeit kommt in den meisten Gesetzen noch das medizinische Modell von Behinderung zum Tragen, nach dem für Leistungen nur die Defizite erhoben werden, das heißt wie viel Behinderung ist nötig, um zu einer Unterstützung zu kommen, die benötigt wird. Psychische Behinderungen werden dabei meist nicht ausreichend berücksichtigt.
Dr. Michaela Amering von der Universität Wien, betont wie wichtig der Trialog ist, wo Betroffene Angehörige und Freunde sowie professionell Tätige sich regelmäßig in offenen Gruppen und auf neutralem Boden treffen, um über psychische Gesundheitsprobleme und deren Wege sie zu bewältigen zu diskutieren. In Wien gibt es jeden 2. und 4. Mittwoch im Monat die Möglichkeit zu Trialog-Treffen (www.freiraeume.at/trialog).
Am besten helfen jene Hilfen, die Menschen im Alltagsleben unterstützen. Daher soll der Fokus auf das Ziel der Alltagsbewältigung gelegt werden, als auf die Symptomkontrolle. Dabei soll die Orientierung auf individuellen Wünschen und Bedarfen gelegt werden. Dies kann mit Supported Housing, Supported Employment und Persönlicher Assistenz erreicht werden. Behandlung unter Zwang ist von unklarer Wirksamkeit und es gibt durchaus Alternativen zur Krisenbehandlung im Krankenhaus. Zum Beispiel durch das Recovery-Konzept, womit ein Prozess verstanden wird, der nicht nur auf die Genesung oder Erholung von einer Krankheit zielt, sondern in dem Betroffene trotz und mit weiter bestehenden psychischen Problemen ein zufriedenes und aktives Leben führen können. Dabei ist auch Peer-Arbeit einzubeziehen.
Covid-19 kann viele Formen der Benachteiligung und Diskriminierungserfahrungen verstärken aber auch neue Chancen für Formen von Arbeit und Inklusion bringen.
Monika Nowotny von Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) und Dorothea Gasser vom Tiroler Interessenverband für psychosoziale Inklusion (TIPSI) sprachen von Stigma psychischer Erkrankungen und Anti-Stigma-Aktivitäten. Es gab über die GÖG eine Bestandserhebung zu Anti-Stigma-Aktivitäten in Österreich im Jahr 2019. Stigma wird als zweite Erkrankung gewertet, die es zu bekämpfen gilt. Die Folgen sind weitreichend u.a. geringere Chancen am Arbeits- und Wohnungsmarkt, geringerer Bildungschancen, geringere Qualität der Gesundheitsversorgung bis zu Abgleiten in Armutsverhältnisse und soziale Isolation. Oft wird psychische Erkrankung mit gefährlich, unberechenbar und unzurechnungsfähig verbunden. Das führt wieder zu sozialer Distanz. Oder aber auch werden Menschen mit psychischer Erkrankung als faul, Simulanten und Tachinierer bezeichnet, die sich nur zusammenreißen müssen. Seit 2018 gibt es die Kompetenzgruppe Entstigmatisierung die gegen die Stigmatisierung psychischer Erkrankungen vorgehen will. Ziel ist die Erarbeitung von umfangreichen Empfehlungen. Des Weiteren soll die Kompetenzgruppe als Drehscheibe für bestehende und neue Projekte fungieren.
Martin Schenk, Psychologe, Sozialexperte, Menschenrechtsaktivist und stellvertretender Direktor der Diakonie Österreich.
Sein Vortrag handelt von der „Sozioökonomischen Situation: Was die Seele kränkt und wie die Verhältnisse unter die Haut gehen“
Er berichtet von einer Erhebung der Armutskonferenz zur sozialen Lage in der Corona Krise. Viele Menschen mit psychischen Erkrankungen sind von Armut betroffen und diese wiederum werden durch die Auswirkungen der Corona Pandemie besonders belastet. Der Lockdown führte dazu das psychische Probleme durch Ängste Aggressionen und Depressionen noch vergrößert werden. Vielen Menschen machte und macht die Einsamkeit besonders zu schaffen. Erhebung: Armutsbetroffene und die Corona-Krise – Armutskonferenz
Die Armutskonferenz hat gemeinsam mit der „Plattform Sichtbar Werden“ einen Leitfaden „Tu was gegen Beschämung“ erarbeitet, um gegen Beschämung anzugehen. Darin wird aufgezeigt, wie beschämende Situationen vermieden werden können oder wie zumindest besser damit umgegangen werden kann. Es wird erklärt, wie Demütigung und Beschämung funktionieren und welche Folgen Beschämung für Betroffene haben kann. Tu was gegen Beschämung! – Armutskonferenz
Auswirkungen auf die Menschen sind Vertrauensverlust, Schlafprobleme und Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden. Das soziale Ungleichgewicht wirkt sich auch negativ auf Kinder und Jugendliche aus. Es wurde festgestellt, dass sich jede(r) Dritte aus sozialer Scham, die Sozialhilfe nicht abholt. 60.000 Menschen in Österreich könnten weniger in Armut leben, wenn die Sozialhilfe sicherer, anonymer und bürgerfreundlicher wäre.
Besonders belastend in der Corona-Krise ist das lange Warten ohne Ziel.
In Salzburg gibt es ein Pilotprojekt wo auch Menschen mit Lernschwierigkeiten und psychosozialen Beeinträchtigungen persönliche Assistenz erhalten können.
Einbeziehung von Peers erfolgt in Österreich hauptsächlich als beratendes Element.
Am anschließenden Podium wurden diskutiert:
Elmar Kenneth: Brücken bauen. Welche neuen Möglichkeiten gibt es in der psychosozialen Landschaft.? Der Trialog ist eines der wichtigsten Erungenschaften in Tirol. Betroffene, Angehörige und medizinische Fachkräfte besprechen gemeinsam die Pläne und Vorgehensweisen für die besten Lösungen. Dies findet an mehreren Standorten – auch virtuell – statt. Seit Juli 2020 gibt es eine trialogische Beratungsstelle vom Verein TIPSY. Eine Beratungsstelle für Betroffene aber auch ihrer Angehöriger. Diese funktioniert zurzeit noch ehrenamtlich, obwohl es eine Förderung gibt. Die Beratung erfolgt sowohl mit den Angehörigen als auch mit den Medizinerinnen und den Betroffenen in einem gemeinsamen Setting. Trialogisches beraten kann aber auch mit anderen Berufsgruppen möglich sein. Dies soll als ein Best Practice Modell bundesweit dienen.
Müllner Lacher Vertretungsnetz: Wenn wir Zwang vermeiden wollen brauchen wir niederschwellige Angebote im extramuralen Bereich. Das Salzburger Modell der integrierten Versorgung wurde 2018 endlich umgesetzt. Es entstand aus dem Hamburger Modell, welches evaluiert und für Salzburg angepasst wurde. Es gibt multiprofessionelle Teams mit Ärzten, Psychotherapeuten, Sozialarbeitern und Krankenpfleger. Damit können stationäre Aufenthalte um 80% reduziert werden. Auch Unterbringungen gegen dem Willen wurden um 70% reduziert. Die Gesundheit der Menschen, die so betreut wurden hat sich erheblich verbessert.
Ines Gstrein
Psychotherapeutenverein Tirol. Sie war bei der Gründung der trialogischen Beratungsstelle eingebunden. In Tirol wurde eine Psychotherapie Hotline für Familien eingerichtet. Hier wird Information zu Entstigmatisierung und Enttabuisierung gegeben. Auch finden dazu Social Media Kampagnen statt. Das Thema psychische Gesundheit wird immer mehr in den sozialen Medien eingebaut. Es wurde TLP Psyche kompakt ins Leben gerufen. Das ist die neue Veranstaltungsreihe des Tiroler Landesverbandes für Psychotherapie (TLP) für die Bevölkerung Tirols. In diesem Rahmen werden Vorträge, die die breite Bevölkerung ansprechen, gehalten. Es gibt einen überraschend großen Zulauf. Diese Informationen sollen auch für ganz Österreich zugänglich gemacht werden. Ein weiteres wichtiges Thema ist psychische Gesundheit im Kinder- und Jugendalter. Psychotherapeutische Grundversorgung in der Schule. dorthin können sich Schüler*innen und auch Eltern wenden. Psychische Gesundheit soll so normal sein wie Zähneputzen.
Markus Walpoth. Geschäftsführer für psychiatrische Rehabilitation der pro mente Tirol. Wir sind mit Themen beschäftigt, die es schon lange gibt. Wir sollten Schwierigkeiten klären und nicht neue Ansätze, wir müssen das Rad nicht neu erfinden. Zentral ist die Einbeziehung der Betroffenen auf allen Ebenen. Eine der Schwierigkeiten ist die Sprache, die wir verwenden. Mitarbeiter werden z.b. als Betreuer bezeichnet. Betroffene müssen mehr befähigt werden. Sie müssen lernen, dass sie souverän sind und auch Ziele bezeichnen können. Menschen sind mit vielen Ängsten behaftet. Die Haltung muss neu überdacht werden. Professionisten müssen mehr in die Haltung hinein wachsen, sodass es ein gemeinsames Tun ist.
Chiona Gehmacher HPE: Auch HPE wurde bei der Erarbeitung der trialogischen Beratung einbezogen. Sowie sie auch in die verschiedenen Gremien eingebunden sind. Zum Beispiel in die Polizei Ausbildungen, oder in die Ausbildung der Professionisten. Angehörige nehmen viel Betreuung und Pflege in die Hand und kennen die Betroffenen sehr gut. Sie auch einzubeziehen ist sehr wichtig. Angehörige sind immer mit sehr stark durch die Situation belastet und hier besteht die Gefahr, dass Angehörige ebenfalls psychische Beeinträchtigungen bekommen. Der Vorteil der Corona Krise ist, dass mehr Augenmerk auf psychische Erkrankungen gelegt wird.
Diskussion am Podium
Dr. Michaela Amering: Das Rad muss nicht neu erfunden werden. Die sinnvollen Maßnahmen sind schon lange bekannt. Ärzte brauchen Unterstützung für Fortbildung und Weiterbildung. Die Gruppe der Angehörigen und Betroffenen ist heterogen aber wenn man sie einbezieht kommt immer heraus, dass es dringend notwendige Änderungen geben muss.
Trialogische Beratungsgespräche werden oft vom Fördergeber abgelehnt. Dazu gibt es auch noch viel zu wenig Wissen und Umsetzungsbereitschaft. Es müsste sich jedenfalls die Rechtslage ändern,
Patientinnen müssen als mündig gesehen werden, dann kann man einen „informed Konsens“ erreichen und Ziele, wie z.B. Medikamenten-Reduzierung festlegen.
Noch sind wenige Kliniken bereit, in Diskussionen einzusteigen. In der Novelle zum Unterbringungsgesetz sollten nach Schärfungen erfolgen, sodass Zwangsbehandlungen nicht mehr so schnell erfolgen können. Wichtig sind eine Vernetzungsarbeit mit Professionisten und die Einbeziehung der Angehörigen und Betroffenen. Dafür gibt es leider noch nicht genug Rahmenbedingungen und Ressourcen. Noch sind wir weit weg vom ideal.
Auswirkungen durch die Corona-Pandemie
Die negativen Auswirkungen vom Arbeitsplatzverlust durch covid-19 werden noch gravierend werden.
Positiv ist jedoch zu bemerken, das telefonische Beratungen leichter zu bekommen sind und die Menschen fühlen sich eher unterstützt und angenommen.
Die Rechtsschutz Standard sind für psychisch kranke Menschen sehr fragil. Gutachtenerstellungen oder Verhandlungen mit Zoom-Konferenzen sind eine verheerende Entwicklung und werden hoffentlich bald wieder beendet sein. Menschen mit Demenz können dies z.b. überhaupt nicht verstehen. Diese Möglichkeit muss so bald wie möglich wieder zurückgenommen werden.
Die Langzeitwirkungen der Schließung der Tagesstrukturen kennen wir noch nicht. Betroffene wenn sie in schlechter Phase sind, brauchen eine Vertrauensperson, die sie unterstützen können. Diese Unterstützung brauchen sie vor allem, wenn sie sich verbal nicht gut ausdrücken können. In Akutsituationen brauchen sie mehr Aufklärung. wohin sie sich wenden können. Sie wissen oft nicht, wo sie sich anbinden können, damit es ihnen wieder besser geht.
Sigrid Steffen aha Angehörige helfen Angehörigen. Mitgliedsorganisation von HPE. Die Pandemie hat natürlich Auswirkungen auf das Leben der psychisch Kranken und ihre Angehörigen gehabt. Es müssen Lösungen für die Lebensprobleme gefunden werden. Wir müssen auf die Alltagsbewältigung eingehen. Mehr als die Hälfte der Menschen mit psychischen Erkrankungen sind nicht erwerbstätig. Die Beschäftigungsmöglichkeiten in der Tagesstruktur werden auch nur von 15% der Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen in Anspruch genommen. Das heißt die Hälfte der Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen sind zur Untätigkeit verurteilt. Die größte Hürde ist die Stigmatisierung, die auch eine frühzeitige Suche nach medizinischer Hilfe verhindert. Es braucht Modelle, um die Menschen dauerhaft im Arbeitsprozess behalten zu können.
Robert Fiedler pro mente. Eine Barriere ist das psychische Gesundheit immer noch im Bereich Soziales angesiedelt ist. Integrierte Versorgung oder „Recovery“ ist kaum Thema im medizinischen Bereich. Im Moment sind Ressourcen bei eher leichter erkrankten Personen gebunden. Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf haben kaum bedarfsgerechte Angebote. Der Zugang zu Kassen Psychiatern ist sehr schwierig. Vielfach werden einfach nur Psychopharmaka verschrieben. Sozialpsychiatrische Angebote sind sehr hochschwellig und es gibt lange Wartezeiten dafür. Lösung wäre, dass ein bestimmtes Kontingent von schwer Betroffenen in die Regelversorgung bei Psychiatern und Psychotherapeuten eingebunden werden. Auch andere Dienstleister sollten hier eingebunden sein, Vernetzungsarbeiten sind oft sehr entscheidend. Dafür muss es aber auch eine Finanzierung geben. Kompetente Unterstützung kommt oft zu spät und sie sind zu hochschwellig und zu wenig kulturspezifisch. Zeit, Niederschwelligkeit und Verbindlichkeit sind gefragt. Eine gesicherte Weitervermittlung von Hilfestellung ist ebenso wichtig. In Tirol sind sie dabei psychosoziale Zentren aufzubauen. Es braucht eine neue Kultur und Grundhaltung. Es geht um Recovery und Selbstbestimmung sowie auch um Selbstfürsorge. Der Einsatz von Peers ist da sehr wichtig, Ex-in Genesungsbegleiter, gemeindebasierte Angebote und eine integrierte Versorgung.
Als Vertrauenspersonen könnten auch Peers eingesetzt werden. Auch Persönliche Assistent*innen, wenn sie für alle gewährt werden.
Psychische Erkrankungen können episodisch auftreten und so wird auch die Unterstützung episodisch benötigt. Bei der Unterstützung muss man multiprofessionell denken. Einmal wird medizinische Unterstützung, dann aber sozialarbeiterische oder juristische Unterstützung benötigt.
Am Nachmittag wurde in 3 Arbeitsgruppen spezifische Themen erarbeitet.
Gruppe 1. Barrieren beim Zugang zu bedarfs- und bedürfnisgerechten Angeboten für psychisch erkrankte Menschen
Albert Brandstätter: Wie können wir Barrieren überwinden bzw. was sind wichtige Schritte eine neue Kultur und Haltung zu erreichen?
Es bedarf einer stärkeren Etablierung von Vertrauenspersonen, sei es durch eine Peerbegleitung oder professionelle Begleitung oder persönliche Assistenz. Niedergelassenes Gesundheitspersonal, Wahlärzte oder Psychotherapie – Menschen müssen besser in die Regelversorgung hineinkommen. Es braucht in Summe eine neue Grundhaltung in verschiedenen Situationen, in denen sich Menschen mit psychosozialen Behinderungen befinden. Der Einsatz von Peers und eine sektorübergreifende Finanzierung sind eine Grundvoraussetzung, sowie gute Begleitung in einem inklusiven setting.
Gruppe 2. Arbeit und Arbeitsplatz.
In Tagesstrukturen braucht es Lohn statt Taschengeld. Es sind Anreize zu schaffen, um Menschen mit psychischen Behinderungen in Arbeit zu bringen und zu halten. Information ist dabei sehr wichtig. Es könnte eine Netzwerkkarte, wo Angebote in ganz Österreich dargestellt sind, erstellt werden. Der Gang zu Ämtern ist für Menschen mit psychischer Behinderung oft sehr schwierig. Hier ist die Schulung für die Mitarbeiterinnen notwendig, damit sie in ihrer Sprache nicht diskriminieren. Auch hier ist die Erfahrung von ExpertInnen in eigener Sache sehr wesentlich und muss einbezogen werden. Es braucht weit mehr Unterstützungen direkt vor Ort, u.B. durch sozialpsychiatrische Einzelbegleitung. Achtsame Sprache und genügend Zeit sind sehr wichtig für Barrierefreiheit.
Gruppe 3 Wohnen
Was sind gute strukturelle Voraussetzungen? Je kleiner die Strukturen sind, umso besser sind sie.
Leistbarer Wohnraum ist ein wichtiges Kriterium. Die Menschen müssen genügend Geld zur Verfügung haben, um ihr Leben in die Hand nehmen zu können. 70 % berichten der Menschen berichten, dass sie in konflikthaften Wohnsituationen leben. Es muss ein Krisendienst eingerichtet sein und im Einverständnis mit dem Betroffenen soll es die Möglichkeit einer kurzfristigen Unterbringung in Kliniken geben. Dafür müssen genügend Krisen Plätze zur Verfügung stehen. Die Nachfrage nach betreuten Wohnangeboten ist größer, als sie vorhanden sind. Wichtig ist, dass Menschen mit psychischen Behinderungen auf Unterstützer*innen treffen und diese ausreichend finanziert werden.
Wir danken dem ÖKSA für diese so wertvolle Veranstaltung und hoffen, dass viele Anregungen und Erkenntnisse in die Gesetzgebung und Praxis zum Wohle von Menschen mit psychosozialen Behinderungen einfließen werden.