Österreichische Präsentation des UNESCO-Weltbildungsberichts 2020
Zusammengefasst von Dr.in Christina Meierschitz
Die Österreichische UNESCO-Kommission und die Österreichische Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung (ÖFSE) veranstalteten die Präsentation des UNESCO-Weltbildungsberichtes in Österreich. Internationale und nationale Expert*innen analysieren Fragen der Bildungsinklusion auf globaler und nationaler Ebene und gehen auf die aktuellen Herausforderungen ein, die sich durch die globale Bildungskrise der COVID-19-Pandemie ergeben.
Patrizia Jankovic, Generalsekretärin der Österreichischen UNESCO-Kommission, eröffnet die Veranstaltung mit den Worten „Bildung ist ein Menschenrecht“, jedes Kind und jeder Erwachsene hat das Recht auf hochwertige Bildung, unabhängig von ihrer Behinderung. Durch die COVID-Pandemie gibt es eine weltweite Bildungskrise. Globale Probleme brauchen globale Antworten.
Terezija Stoisits, Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung, Menschenrechts Koordinatorin. „Weltbildungsbericht für alle heißt für alle“. Der Bericht führt vor Augen, dass die Bildungssysteme nicht darauf ausgerichtet sind, die Bedürfnisse aller Jugendlichen abzudecken. Jedes siebte Kind, das vom Bildungssystem ausgeschlossen ist, hat noch zusätzlich eine oder mehrere Behinderungen.
Weltbildungsbericht „Bildung und Inklusion: All means All“
Präsentation des Global Education Monitoring Report 2020
Bilal Barakat, GEM Report Team Member, gibt einen Überblick über den Bericht. Es gibt noch immer getrennten Unterricht für Schüler*innen mit und ohne Behinderung. Ressourcen sind oft an einigen wenigen Orten zentriert. Die Expertise von Pädagogen muss für alle Schulen zur Verfügung stehen. Es besteht noch immer ein Mangel an Überzeugung, dass Inklusion möglich und notwendig ist. Auch Eltern haben diskriminierende Ansichten. Viele geben an, dass Kinder mit Behinderungen die anderen beim Unterricht stören würden. Der Zivilgesellschaft kommt eine wichtige Aufgabe zu. Zum einen um anderen Akteur*innen auf die Finger zu schauen, wenn das Recht verletzt wird. Andere springen in die Bresche, um Lücken zu füllen. Staaten müssen sich der kritischen Beobachtung durch die Zivilgesellschaft stellen. Allen Kindern sollte ein flexibler Lehrplan offenstehen. Lehrkräfte müssen in Inklusion geschult werden. Es sollte dieses ein Kernelement der Lehrer*innenbildung darstellen. Dabei müssen auch Vorurteile abgebaut werden. Vor allem die Sicht auf Defizite. Die Schulleitung hat hierbei eine wichtige Rolle.
Es müssen öffentlich zugängliche Daten zur Verfügung stehen. Der Datenmenge behindert den Fortschritt. Best-Practice-Modelle sollten zum Einsatz kommen. Benachteiligte Gruppen zu benennen kann sie sichtbar machen. Es besteht dabei allerdings auch auch die Gefahr, dass sie auf ein Etikett reduziert werden. Es sollte ohne Kategorisierung geregelt werden.
Es gibt weltweit große Herausforderungen bei der Umsetzung eines inklusiven Bildungssystems und es gibt auch in Österreich noch viel zu tun.
Der Weltbildungsbericht 2020 – Ergänzende Überlegungen zur Inklusion im Bildungswesen in Österreich
Gottfried Biewer, Humboldt-Universität zu Berlin / Universität Wien, berichtet über die Erwähnungen Österreichs im Global Education Monitoring Report 2020. Positiv hervorgehoben wird, dass Absolvent*innen von Lehrerbildungseinrichtungen Kompetenzen in inklusiver Pädagogik mitbringen. Weiter geht er auf den NAP Behinderung 2012 bis 2020 ein . Er kritisiert, dass Steuerungsmechanismen und Anreize für zusätzliche Ressourcen fast vollständig fehlen . Auch bei der Lehrer*innenbildung Neu gibt es zu wenig Finanzierungen. Im Bereich der SDG 4.1 betont er, dass eine Selektion hinsichtlich der weiteren Schullaufbahn erst ab dem Alter von 14 Jahren beginnen sollte. So dann führt er den Änderungsbedarf im frühkindlichen und schulischen Bereich aus. Aus dem internationalen Erkenntnisstand kann Österreich jedenfalls lernen, dass es in den letzten Jahren kaum Weiterentwicklung gegeben hat. Es gibt unzureichende Ausbildung des elementarpädagogischen Personals und die schulische Selektion beginnt viel zu früh. Inklusive Pädagogik wurde bisher nicht umgesetzt.
Podiumsdiskussion
- Terezija Stoisits, Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung
- Johanna Mang, Licht für die Welt
- Katharina Müllebner, BIZEPS – Zentrum für Selbstbestimmtes Leben
Johanna Mang
betont wie wichtig die politische Haltung zu inklusiver Bildung ist. Kinder brauchen Möglichkeiten sich so früh wie möglich gut zu entfalten. Dies muss auf lokaler Ebene gemeindenahe erfolgen. Es bedarf eines ausreichenden Budgets. Förderungen sollten nur für Programme die inklusiv sind gegeben werden.
Katharina Müllebner
weist darauf hin, dass Inklusive Bildung immer noch eine Baustelle ist. Es gäbe zwar Lippenbekenntnisse, aber es fehlt eine Gesamtstrategie zur praktischen Umsetzung von inklusiver Bildung. Inklusive Bildung legt den Grundstein dafür, dass Vorurteile abgebaut werden. Sie führt auch zur Chancengleichheit. Kinder aus der Sonderschule landen meist auch in einer Werkstatt. Das bedeutet, dass sie keine Sozialversicherung haben und auch kein Gehalt erhalten. Damit kann auch kein selbstbestimmtes Leben geführt werden. Der Bericht zeigt, dass es sehr wichtig ist, Fakten und Zahlen zu erheben. Damit kann festgestellt werden, welche Fortschritte inklusive Bildungsmaßnahmen gemacht haben.
Terezija Stoisits
legt die Sicht des Bildungsministeriums dar. Baustelle bedeutet man kann etwas aufbauen. Menschenrechte sind eine Haltungsfrage. Es muss Bewusstsein in den Köpfen der Gesellschaft passieren. Es bedarf der Kooperation mit der Zivilgesellschaft, mit Eltern mit Gemeinden, Lehrerinnen und Lehrern. Österreich hat die UN-BRK ratifiziert und sich somit verpflichtet. Es ist nicht leicht aber absolut machbar.