„Der höchste, erreichbare Gesundheitsstandard für Menschen mit Behinderungen“
(„The highest attainable standard of health for persons with disabilities.“ WHO Executive Board Agenda item 19.3)
Zusammenfassung und Übersetzung von Gudrun Eigelsreiter
Gerade in Zeiten der COVID-19 Pandemie müssen weltweit die Rechte von Risikogruppen wie Menschen mit Behinderungen gehört und umgesetzt werden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sich dies zum Ziel gesetzt. Anlässlich der 47. Generalversammlung der WHO im Mai wird von vielen WHO Mitgliedsländern (auch von Österreich) ein gemeinsamer Resolutions-Vorschlag eingebracht, um die Wichtigkeit dieses Themas zu unterstreichen:
Resolutionsentwurf vorgeschlagen von: Argentinien, Australien, Botswana, Brasilien, Kanada, Chile, Costa Rica, Ecuador, Israel, Mexiko, Norwegen, Peru, UK, Uruguay und den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union.
„Unter Berücksichtigung des globalen `WHO Action Plan 2014-2021: bessere Gesundheit für alle Menschen mit Behinderungen´(…) fordern wir die WHO-Mitgliedsstaaten auf:
- Einen inklusiven und sensitiven Ansatz von Behinderung zu erarbeiten, in dem Menschen mit Behinderungen und ihre sie vertretenden Organisationen in Entscheidungsprozesse und beim Entwerfen von politischen Programmen aktiv konsultiert und eingebunden werden, so dass sie: effektive Gesundheitsdienstleistungen als Teil von universeller Gesundheitsversorgung erhalten; sowie gleichwertigen Schutz während komplexer, humanitärer Notfälle; bei Auftreten von Naturkatastrophen und ihrer Folgen; gleichen Zugang erhalten zu bereichsübergreifenden, öffentlichen Gesundheits-Interventionen wie die Bereitstellung von sauberen Wasser; sowie zu Hygiene und Hygiene-Dienstleistungen, um den höchsten erreichbaren Gesundheitsstandard erreichen zu können.
- Einstellungsbezogene, umwelttechnische und institutionelle Barrieren zu identifizieren und zu beseitigen welche Menschen mit Behinderungen daran hindern Gesundheitssysteme nutzen zu können; die Bereitstellung von inklusiven, die sexuelle Gesundheit betreffende Gesundheitsdienstleistungen sicherstellen; sowie von barrierefreie Gesundheitsinformationen, -Dienstleistungen und -Güter; Sensibilisierungs-Training von Gesundheitspersonal (im Zusammenhang mit den Themen Menschenrechten, Menschenwürde und Eigenständigkeit); ergreifen von passenden Maßnahmen, damit Menschen mit Behinderungen ihre Rechtsfähigkeit ausüben können.
- Politische Programme, die den Zugang zu REHA verbessern, entwickeln, umsetzen und stärken; sowie von leistbaren, qualitativ hochwertigen, assistiven Technologien innerhalb von universellen Gesundheitsdienstleistungen und sozialen Dienstleistungen sowie Sicherstellung deren Nachhaltigkeit.
- Sammeln von gesundheitsbezogenen Daten, aufgeschlüsselt nach: Behinderung, Alter, Geschlecht, Bildungsabschluss und Haushaltseinkommen, um die relevanten, politischen Programme im Sinne der Informationen aus diesen Daten gestalten zu können.
- Diskriminierungsfreie Gesundheitsdienstleistungen in derselben Qualität für Menschen mit Behinderungen anbieten, die für ihre Nutzung ihre freie und informierte Zustimmung geben; Wahrung von Menschenrechten wie Würde, Autonomie, Rechtsfähigkeit und Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen, auch durch Training des Gesundheitspersonal. Außerdem braucht es einen Erlass für die Schaffung ethischer Standards für öffentliche und private Gesundheitsversorgung
- Maßnahmen schaffen, um einen vergleichbaren, barrierefreien und leistbaren Zugang für alle Menschen mit Behinderungen zu Gesundheitssysteme sicherzustellen, im Bewusstsein der Vulnerabilität von Menschen mit Behinderungen, die in Institutionen leben in Zeiten von Gesundheitsnotständen wie COVID-19. Außerdem muss für den speziellen Schutz gegen Infektionen gesorgt werden, vor allem für Hochrisikogruppen; die Bildung von Gesundheitspersonal erleichtert werden, um Menschen mit Behinderungen zu schützen, egal ob diese in Institutionen lebend oder in betreuten Wohngemeinschaften.
Wir laden internationale Organisationen und andere relevante Stakeholder, inklusive intergouvernementale Organisationen und NGOs (Nicht-Regierungs-Organisationen), private Unternehmen, die Wissenschaft und vor allem Organisationen von Menschen mit Behinderungen ein:
- Mit allen Mitgliedsstaaten zu kollaborieren, wenn es darum geht das Recht auf den höchsten erreichbaren Standard von Gesundheit für Menschen mit Behinderungen zu erlangen;
- Partnerschaften und Allianzen zu fördern und zu schaffen, die den Wissensstand mobilisieren sowie „best practices“ zu Inklusion von Menschen mit Behinderungen miteinander zu teilen;
- Die Stimmen von Menschen mit Behinderungen und ihrer repräsentativen Organisationen zu verstärken und Bewusstseinsbildung voranzutreiben über die Rechte, Fähigkeiten und Beiträge von Menschen mit Behinderungen;
- Menschen mit Behinderungen in die Gesundheitsforschung zu inkludieren, so dass sie von den Ergebnissen, Resultaten und Produkten dieser Forschung profitieren können.
Wir fordern den WHO-Generaldirektor auf:
- Bis Ende des Jahres 2022 einen globalen Bericht zum höchsten, erreichbaren Gesundheitsstandard für Menschen mit Behinderungen zu entwickeln, gemeinsam mit Mitgliedsstaaten, mit relevanten internationalen Organisationen und anderen Stakeholdern. Bei der WHO-Generalversammlung soll dieser Bericht präsentiert werden. Adressiert werden sollen: der effektive Zugang zu qualitätsvollen Gesundheitsdienstleistungen, inklusive universelle Gesundheitsversorgung mit REHA als Teil davon, Gesundheitsnotfälle sowie Gesundheit und Wohlbefinden, die auf den besten verfügbaren Erkenntnissen beruhen und umsetzbare Empfehlungen enthalten sowie die im Weltbericht über Behinderungen enthaltenen Schätzungen der WHO zur globalen Prävalenz von Behinderungen aktualisieren;
- die Strategie der Vereinten Nationen (UN) zur Eingliederung von Menschen mit Behinderungen („disability inclusion strategy“) auf allen Ebenen der WHO vollständig umzusetzen, um sicherzustellen, dass Überlegungen zu Behinderungen, einschließlich des Rechts von Menschen mit Behinderungen, in allen politischen Programmen und Tätigkeiten einbezogen sowie systematisch integriert zu werden in Notfallvorsorge- und Reaktionsplänen sowie in der Bau- und Wiederaufbauplanung und Übermittlung einer Kopie des jährlichen Fortschrittsberichts über die Umsetzung der Strategie der UN zur Eingliederung von Menschen mit Behinderungen an den Vorstand;
- die Schaffung einer globalen Forschungsagenda zu unterstützen, die sich an der allgemeinen Krankenversicherung, den Gesundheitsnotfällen sowie der Gesundheit und dem Wohlbefinden, einschließlich der Gesundheitssysteme und der Politikforschung, orientiert, und mögliche Wege zu untersuchen, um die Fortschritte bei der Einbeziehung von Behinderungen im Gesundheitssektor bis 2030 zu verfolgen;
- den Mitgliedstaaten das technische Wissen und die Unterstützung beim Kapazitätsaufbau zur Verfügung zu stellen, um einen sensitiven und inklusiven Ansatz von Behinderungen beim Zugang zu hochwertigen Gesundheitsdiensten sicherstellen zu können; Schutz bei gesundheitlichen Notfällen; Zugang zu sektorübergreifenden Interventionen im Bereich der öffentlichen Gesundheit, um Menschen mit Behinderungen den bestmöglichen Gesundheitsstandard zu ermöglichen, einschließlich der Unterstützung, die sie möglicherweise bei der Ausübung ihrer Rechtsfähigkeit in gesundheitsbezogenen Fragen benötigen; sowie zur Unterstützung von Ländern bei der Erhebung, Verarbeitung, Analyse und Verbreitung von statistischen Daten zu Behinderungen, einschließlich der Aufschlüsselung von statistischen Daten nach Behinderung, Geschlecht und Alter sowie anderer im nationalen Kontext relevanter Merkmale, in Zusammenarbeit mit relevanten Interessengruppen und in enger Absprache mit Menschen mit Behinderungen und ihren repräsentativen Organisationen.
Link zum englischen Original:
https://apps.who.int/gb/ebwha/pdf_files/EB148/B148_CONF8-en.pdf