Das Europäischen Behindertenforum und die Christoffel-Blindenmission International arbeiten an einem Projekt zur Hilfe und Unterstützung von ukrainischen Geflüchteten mit Behinderung.
Zum Hintergrund: Das Europäische Behindertenforum (EDF) startete mit der Christoffel-Blindenmission Christian Blind Mission (CBM International) im März 2022 ein Projekt zur Unterstützung von Ukrainer*innen mit Behinderungen. Das Projekt widmet sich sowohl Binnengeflüchteten mit Behinderungen, die an andere Orte in der Ukraine geflohen sind, als auch jenen, die außerhalb der Ukraine in anderen europäischen Ländern Schutz gesucht haben.
Am 20. und 21. September 2022 traf sich das EDF mit CBM International, dem Finanzgeber für dieses Projekt. Thema waren die Fortschritte, die seit Beginn des „EDF/CBM Ukraine-Projekt“ im März 2022 gemacht wurden. Sechs Monate lang hat das EDF an drei spezifischen Zielen gearbeitet, um Menschen mit Behinderungen und ihre OPDs (Organisationen von Menschen mit Behinderungen), die vom Ukrainekrieg betroffen sind, zu unterstützen und eine inklusive, humanitäre Hilfe zu gewährleisten.
EDF-Mitglieder und -Partner in acht Nachbarländern der Ukraine und der Ukraine selbst haben sich in Zusammenarbeit mit Organisationen von Menschen mit Behinderungen um die Bedürfnisse von geflohenen Menschen mit Behinderungen gekümmert. Sie haben sich auch für die Inklusion von Menschen mit Behinderungen in eine breitere humanitäre Hilfe eingesetzt und begonnen, sich um die Genesung von Menschen mit Behinderungen zu kümmern und die Kapazitäten der Behindertenbewegung langfristig aufzubauen.
Dank des Ukraine-Projekts wurden bis zum 31. August 2022 mehr als 11.800 Menschen und ihre Familien mit direkten Diensten oder Überweisungen in sechs Ländern erreicht. Davon sind aufgeschlüsselte Daten für etwa 3.453 Personen bekannt (davon sind 65 % Menschen mit Behinderungen, 47 % identifizieren sich als weiblich, und bei 16 % handelt es sich um Kinder unter 18 Jahren).
Diese Daten wurden von EDF-Mitgliedern und -Partnern mit unterschiedlichen Methoden erhoben.
Die Erfolge des Projekts
Das EDF und seine Mitglieder und Partner arbeiten zusammen, um direkte Hilfe (einschließlich Lebensmittel, Medikamente, Ausrüstung, barrierefreie Transportmittel), Interessenvertretung und Einflussnahme sowie strategische Planung für den weiteren Aufbau der Behindertenbewegung bereitzustellen.
Konkrete Beispiele für diese Arbeit
- Zusammenarbeit des EDF mit seinem Mitglied, der National Assembly of Persons with Disabilities of Ukraine (NAPD), um zahlreichen OPDs und Binnenvertriebenen mit Behinderungen in der Ukraine direkte Unterstützung zu bieten und psychologische, rechtliche und technische Dienstleistungen anzubieten. Die NAPD ist auch sehr engagiert bei der Bereitstellung von Evakuierungsdiensten und dem Zugang zu Informationen. In den letzten Monaten haben sie zwei Studien zu Bargeldunterstützung durchgeführt und dem UN-BRK-Ausschuss (Ausschuss der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen) Empfehlungen zur Situation von Menschen mit Behinderungen in der Ukraine gegeben. Auch in Zukunft werden sie sich für Fragen der humanitären Hilfe und barrierefreier Unterbringung einsetzen. Darüber hinaus engagieren und vertreten sie ukrainische OPDs in der „UN Age and Disability Technical Working Group“ (ADTWG), zusammen mit unserem Partner, der „Liga der Starken“.
- Die Zusammenarbeit mit der „Liga der Starken“ und ihren Mitgliedern zur Fortsetzung der Leistungserbringung. Seit Beginn des Krieges haben sie viele Menschen mit Behinderungen erreicht und ihnen alle Arten von Hilfe geboten, von humanitärer Hilfe, psychologischer Hilfe, Rechtshilfe bis hin zu Informations- und Beratungshilfe.
- Die Zusammenarbeit dem EDF-Mitglied „SUSTETO“ in Lettland für die Bereitstellung von Hilfsmitteln (z.B. maßgeschneiderte Rollstühle), barrierefreie Transportdienste, medizinische Ausrüstung, Hotline für gerade in Lettland angekommene Flüchtlinge und finanzielle Unterstützung.
- In Ungarn, Polen, der Slowakei und Rumänien leisten EDF-Mitglieder grundlegende Unterstützung und helfen bei Überweisungen (einschließlich Transport, Unterkunft, Gesundheitsversorgung und Integration).
- In Litauen wird daran gearbeitet, Instrumente Inklusion von Flüchtlingen mit Behinderungen aufzubauen und zu fördern und eine behindertengerechte Katastrophenvorsorge (DRR) zu gewährleisten.
- In Moldawien arbeitet das EDF mit vier Organisationen von Menschen mit Behinderungen und der Internationalen Organisation für Migration (IOM) an einem Projekt zusammen, das die Teilhabe und Führung von Menschen mit Behinderungen fördern und Hindernisse identifizieren soll, mit denen ukrainische Flüchtlinge mit Behinderungen konfrontiert sind. Außerdem soll die Aufschlüsselung von Daten beeinflusst und erleichtert werden, zur Information über die Entwicklung und Überwachung der Inklusion.
Ein weiteres wichtiges Ergebnis dieses Projekts ist die Erklärung von Riga, die von EDF-Mitgliedern und Partnern während der Konferenz von Riga ratifiziert wurde und nun zur Unterzeichnung offen ist. Es enthält drei Hauptbotschaften – Barrierefreiheit, Deinstitutionalisierung und sinnvolle Teilhabe – und repräsentiert die Stimme von Menschen mit Behinderungen.
In Bezug auf die Interessenvertretung war das EDF in ständigem Kontakt mit der Europäischen Union und mit den UN-Koordinierungsmechanismen, sowohl innerhalb der Ukraine als auch in den Nachbarländern, einschließlich des UN-Schutzcluster-Systems.
Eine weitere wichtige Arbeit war die Zusammenarbeit mit dem UN-BRK-Ausschuss. Das EDF, NAPD und die „Liga der Starken“ nahmen an der vom UN-BRK-Ausschuss organisierten privaten Konsultation teil und lieferten Beiträge. Als Ergebnis dieses Treffens finden sich nun ihre Botschaften in den Empfehlungen des UN-BRK-Ausschusses, wieder, insbesondere in Bezug auf die Deinstitutionalisierung.
Die Zukunft des Ukraine-Projekts
Wie geht es weiter mit dem Projekt? Während der ersten Zeit des Projekts konzentrierte sich der Großteil der Arbeit auf unmittelbare Bedürfnisse und die Beeinflussung der breiteren humanitären Hilfe. Diese Aktivitäten haben die Kapazität der Behindertenbewegung gestärkt, und die Notwendigkeit sichtbar gemacht, eine schnellere Entwicklung des Budgets und der Projektplanung zu bewerkstelligen, aber auch die Verbesserung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen den OPDs. Mit Blick auf die zweite Phase dieses Projekts wird EDF mit seinen Mitgliedern und Partnern die Arbeit rund um den inklusiven Wiederaufbau der Behindertenbewegung fortsetzen. Grundlegende Säulen werden hier Schulungen, Interessenvertretung, Kapazitäten- und Netzwerkaufbau sein.
Übersetzung und Ergänzung:
Gudrun Eigelsreiter; Original des EDF