Menschen mit Behinderung und Inklusion in österreichischen Massenmedien. Jahresstudie 2021/2022
Laut Maria Pernegger, Autorin der Studie „Menschen mit Behinderung und Inklusion in österreichischen Massenmedien“ existieren in der Öffentlichkeit manchmal sehr verzerrende Bilder und Vorurteile über Menschen mit Behinderungen, auch wenn diese weniger werden. Nicht selten finden sich Inszenierungen über arme, bemitleidenswerte Bittsteller*innen oder bewundernswerte Held*innen, die trotz ihrer Behinderungen ihr Leben bewerkstelligen. Es gibt häufig Assoziationen mit Schmerz und Tod, und es ist durchaus bemerkenswert, dass Menschen mit Behinderungen und das Thema Inklusion öffentlich und medial kaum präsent sind, obwohl in Österreich laut Statistik Austria über 18 Prozent der Bevölkerung mit einer sichtbaren oder unsichtbaren Behinderung leben.
Solche klischeehaften Inszenierungen oder Ausblendungen stellen kein Abbild der Realität, sondern vielmehr eine verfälschte Konstruktion und Teilwirklichkeit dar, die der Inklusion im Weg stehen. Denn in einer nicht-inklusiven Gesellschaft, wo sich Menschen mit und ohne Behinderung häufig immer noch in Parallelwelten bewegen (müssen), fehlen persönliche Kontakte und das Miteinander meist. So werden mitunter Verzerrungen und Vorurteile zum problematischen Referenzpunkt. Es entstehen Ängste und Vorurteile, die Menschen mit Behinderungen ausgrenzen.
Medien sind wirkungsstark und einflussreich
Im Artikel 8 der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) wird die hohe Relevanz der Medien als zentrale Basis für Bewusstseinsbildung und gelingende Inklusion hervorgestrichen. Die Studie „Menschen mit Behinderung und Inklusion in österreichischen Massenmedien“ verfolgt daher das primäre Ziel, den aktuellen Stand zur medialen Berichterstattung über die Darstellung von Menschen mit Behinderungen zu erheben sowie den Themenkomplex Behinderung und Inklusion in österreichischen Massenmedien abzubilden.
Media-Affairs hat bereits im Jahr 2015/2016 eine umfassende Ersterhebung zur medialen Präsenz und Sichtbarkeit von Menschen mit Behinderungen und inklusionsrelevanten Themen in der österreichischen Medienlandschaft durchgeführt. Das ursprüngliche Untersuchungskonzept aus dem Jahr 2015/2016 wurde von MediaAffairs erarbeitet und in einem partizipativen Prozess mit dem Monitoringausschuss, der Behindertenanwaltschaft und den beteiligten Studienpartner*innen abgestimmt. Die dabei entwickelten Untersuchungsfragen wurden weitestgehend auch für die vorliegende Studie übernommen, um Vergleiche zu ermöglichen. Einige Punkte wurden adaptiert und insbesondere um die Perspektive von Menschen mit Behinderungen im Alltag, am Arbeitsmarkt und die Rolle der Unternehmen im Kontext Inklusion erweitert.
Um ein aussagekräftiges Bild über die mediale Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex Behinderungen/Inklusion zu zeichnen, wurden im Rahmen dieser Studie ausgewählte reichweitenstarke und überregionale Massenmedien (Print und Social Media) in Österreich über den Zeitraum eines Jahres detailliert analysiert und quantitativ sowie inhaltlich ausgewertet.
Die aktuelle Studie zeigt, dass es aktuell durchaus positive Entwicklungen in vielen Medien gibt. So werden klischeehafte Inszenierungen weniger, es gibt mehr Beiträge zur Bewusstseinsbildung und wichtige Alltagsthemen sowie einen stärkeren, gesellschaftskritischen Fokus. Gleichzeitig bleiben viele Themen, etwa Inklusion in der Bildung oder die Arbeitsmarktsituation von Menschen mit Behinderungen im öffentlichen Diskurs, Nebenschauplätze. Das liegt aber bei Weitem nicht nur an den Medien.
Dominanz von Charity und Behindertenhochleistungssport
Die Berichterstattung über Menschen mit Behinderungen kreist hauptsächlich um zwei große Bereiche: den Behindertenprofisport (überwiegend im Rahmen der Paralympics) und die Charity-Berichterstattung. Allein diese beiden Themen sorgen für 49 Prozent der Gesamtberichterstattung eines Jahres.
Die starke Fokussierung ist bemerkenswert, hat aber Tradition. Bereits in der Studie 2015/2016 rangieren diese beiden Themen im Spitzenfeld. Behindertenspitzensport und Charity sind für Medien offensichtlich besonders attraktiv, weil hier spannende, emotionsgeladene Geschichten erzählt werden können. Inszenierung und Aufbereitung dieser beiden Themen folgen dabei oft konträren Mustern, auf die später noch konkreter eingegangen wird. Insbesondere beim Parasport gibt es medienübergreifend viele mitreißende, emotionale Geschichten über „Held*innen“, die trotz Behinderung enorme Leistungen bringen und dafür gefeiert werden.
Im Gegensatz dazu steht bei der Charity nicht die Bewunderung, sondern vielmehr das Mitleid im Mittelpunkt. Menschen mit Behinderungen werden häufig emotionsgeladen in der Opferrolle gezeigt, Unternehmen, politische Player und Prominente dagegen finden sich in der Rolle der Unterstützer*innen, die für ihr soziales Engagement mit öffentlichkeitswirksamen Auftritten belohnt werden.
Diese traditionell starke Fokussierung auf die Inszenierung als „Held*innen“ und „Opfer“ in der Berichterstattung ist einer der Hauptkritikpunkte von Vertreter*innen von und für Menschen mit Behinderungen und widerspricht der UN-BRK, die vor allem eine alltagsnahe Berichterstattung und Inszenierung einfordert. Doch weder die Paralympics noch die Charity-Berichterstattung, die Menschen mit Behinderungen als Bittsteller:*nnen inszeniert, genügen diesem Anspruch. In der Regel kommen bei diesem stark individualisierten Fokus auf einzelne Sportler*innen oder Spendenempfänger*innen die Alltagssituationen von Menschen mit Behinderungen, ihre Rechte und die Partizipation am gesellschaftlichen Leben zu kurz.
Abseits von den sehr präsenten Themen Behindertensport und Charity bleiben viele Themen einer breiten Zielgruppe verborgen, weil sie in der Fülle an Berichterstattung in den Massenmedien tendenziell untergehen. Nichtsdestotrotz sind in einigen Bereichen doch bemerkenswerte Steigerungen der Berichtspräsenz festzustellen. Den höchsten Zugewinn gibt es bei persönlicher Assistenz, hier hat sich die Debatte seit 2015/2016 verachtfacht. Zu den größten Gewinnerthemen in der medialen Debatte gehört insbesondere auch die Bewusstseinsbildung, wo sich die Berichterstattung verdreifacht hat und das Thema aktuell unter den Top 3 rangiert.
Darüber hinaus sind umfassende Barrierefreiheit, Betreuung und Pflege daheim und in Institutionen, Porträts über Menschen mit Behinderungen am Arbeitsplatz, Behinderung und Kunst/Kultur oder Behindertensport weitere Bereiche, die aktuell deutlich mehr mediale Aufmerksamkeit erreichen.
Auch juristische Fälle und Rechtsstreitigkeiten werden verstärkt im medialen Raum untergebracht. Besonders stark wächst auch die Medienresonanz beim Thema Eugenik, hier ist das Berichtsvolumen über siebenmal höher als noch 2015/2016. Das Thema Sterbehilfe wird medial viel intensiver behandelt, ebenso das Thema Flucht/Vertreibung von Menschen mit Behinderungen aus aktuellem Anlass. Beide Themen fanden im früheren Untersuchungszeitraum kaum medialen
Diskurs.
Zu den klaren Verliererthemen gehören andererseits die gesetzliche Erwachsenenvertretung, das Thema Wohnen und die finanzielle Absicherung/Situation von Menschen mit Behinderungen. Letztere lagen bereits 2015/2016 weit unter der Wahrnehmungsschwelle, verlieren aktuell aber weiter an Bedeutung im medialen und vor allem auch im politischen Diskurs.
Partizipation und Geschlechterverhältnisse
In gut zwei Drittel der Beiträge wird auf Personen mit Behinderung Bezug genommen. Den größten Teil personalisierter Berichterstattung nimmt auch hier der Sport ein, gefolgt von Charity, weil Spendenaufrufe tendenziell eher ein „Gesicht brauchen“, um wirkungsvoll zu sein. Das restliche Drittel nicht personalisierter Berichterstattung beschäftigt sich mit allgemeinen Aussagen im Inklusionskontext, etwa Debatten über allgemeine gesellschaftspolitisch relevante Themen.
In Artikel 6 der Behindertenrechtskonvention wird auf die Notwendigkeit hingewiesen, darauf zu achten, wie in einer Gesellschaft – und damit auch in den Medien – mit Frauen und Mädchen mit Behinderung umgegangen wird und wie diese partizipieren können. In der UN-Behindertenrechtskonvention wird die positive mediale Darstellung – insbesondere von Frauen mit Behinderung – gefordert. Die Begründung der UN dafür: Frauen mit Behinderung sind aufgrund ihres Geschlechts und ihrer Behinderung häufig von Mehrfachdiskriminierung betroffen.
Es sind in den Medien im Kontext Behinderung deutlich mehr Männer als Frauen präsent. Lag der Frauenanteil bei präsenten Menschen mit Behinderung im Jahr 2015/2016 noch bei 42 Prozent, so ist dieser im aktuellen Untersuchungszeitraum auf 32 Prozent deutlich abgesunken. Dieser Rückgang ist aber erklärbar. In der letzten Untersuchung 2015/2016 entfielen über Dreiviertel der Frauenpräsenz auf die Einzelfallberichterstattung über die ehemalige Stabhochspringerin Kira Grünberg, die nach einem Sportunfall mit einer Querschnittlähmung lebt. Der Fall wurde von Anfang an mit enormem Medienecho verfolgt, und die teils ausufernde Berichterstattung über Grünberg erhöhte den Frauenanteil bei der Präsenz von Menschen mit Behinderungen in Massenmedien zum Teil massiv.
Der Tunnelblick auf Einzelfälle wie jenen von Kira Grünberg verzerrt den Blick auf die Lebensrealität von vielen Frauen mit Behinderung in der Gesellschaft. Würde man diesen Einzelfall herausrechnen, bliebe 2015/2016 in den reichweitenstarken Boulevardblättern nur ein minimaler Frauenanteil von rund 10 (!) Prozent übrig. Im aktuellen Untersuchungszeitraum liegt der Frauenanteil bei einem Drittel, obwohl es keine so starke Fokussierung auf eine einzelne Akteurin gibt. Vor diesem Hintergrund ist die Präsenz von Frauen mit Behinderung faktisch sogar gestiegen. Verglichen mit den Werten der seit Jahren regelmäßig durchgeführten Frauen-Sichtbarkeitsstudie von MediaAffairs entspricht der Frauenanteil von etwa 30 Prozent auch der durchschnittlichen Bildpräsenz von Frauen (ohne Behinderung) in Medien. Dieser Wert mag somit im „normalen Mittel“ liegen, Fakt ist aber, dass dieser Wert von paritätischer Sichtbarkeit immer noch sehr weit entfernt ist – ein zuverlässiger Indikator, der zeigt, dass Chancengleichheit in vielen Bereichen noch nicht gelebte Praxis ist.
Ziel aus Sicht der UN-Behindertenrechtskonvention in der Darstellung von Menschen mit Behinderung muss ein realistisches Abbild der Realität und der Lebenswelten von Personen mit Behidnerungen sein – und damit auch die angemessene Präsenz und Sichtbarkeit von Mädchen und Frauen. Das bedeutet nicht, dass prominente Personen oder medienwirksame Einzelfälle im Behinderungskontext nicht präsent sein sollen, aber es muss im Sinne der Konvention auch die Repräsentation und Teilhabe „gewöhnlicher“ Menschen mit Behinderung gelingen, eine Alltagsberichterstattung, die per Definition schon bunter und breiter ausfallen müsste.
Behinderung als „Nebensache“ und eine Eigenschaft von vielen
Inklusion in Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention ist erst dann gegeben, wenn es nicht mehr das Denken in zwei Gruppen von Menschen gibt – einer „Mehrheitsgruppe“ von nichtbehinderten Menschen und einer „Außengruppe“ von behinderten Menschen. Behinderung wird, wenn Zusammenleben und Teilhabe ermöglicht wird, zu etwas weniger „Exotischem“. Eine Behinderung kann als nur eine von vielen Eigenschaften eines Menschen gesehen werden. „Ich bin in erster Linie Mensch und erst viel später behindert“. Dennoch werden Menschen mit Behinderungen in der medialen Darstellung in den meisten Fällen entweder auf ihre Behinderung reduziert oder die Behinderung stellt zumindest ein zentrales Element in der Berichterstattung dar und ist somit der Aufhänger.
In der Berichterstattung zeigt sich, dass es 2021/2022 mit 9 Prozent (statt 1 Prozent 2015/2016) mittlerweile mehr Berichte über Menschen mit Behinderungen gibt, in denen deren Behinderung als so „normal“ oder „nebensächlich“ erachtet wird, dass sie entweder gar nicht erwähnt und explizit angesprochen wird oder nur eine Randbemerkung bleibt. In diesen Beiträgen kreist nicht alles um die Behinderung, sondern es geht um den Menschen, der auch andere Eigenschaften, Expertisen, Talente, etc. hat.
Raum für positive Entwicklungen und Bewusstseinsbildung
Gleichzeitig sind aber einige sehr positive Entwicklungen in der Berichterstattung feststellbar. So gibt es diesmal beispielsweise eine größere Themenvielfalt. War die Berichterstattung 2015/2016 neben Behindertensport und Charity noch stark von individueller Einzelfallberichterstattung über Sportunfälle dominiert (damals vor allem jene dramatischen Unfälle von Leichtathletin Kira Grünberg, TV-Star Samuel Koch, der in einer Fernseh-Liveshow verunglückte, oder Skispringer Lukas Müller), ist im aktuellen Untersuchungszeitraum relativ mehr Raum für die gesamtgesellschaftliche Perspektive gegeben und für Porträts von Menschen mit Behinderung.
Auch findet sich das Thema Bewusstseinsbildung diesmal sehr prominent unter den medial meistgesetzten Themen. Darunter fallen Berichte über Aufklärungsarbeit durch Betroffene und Veranstaltungen, Projekte an Schulen und in Unternehmen, Rolemodels und Positivbeispiele gegen Barrieren in den Köpfen und für mehr Bewusstseinsbildung.
Medien können mit respektvoller Aufbereitung auch durch andere Themenschwerpunkte positiv zur Bewusstseinsbildung beitragen. Hier passiert messbar mehr als früher, dennoch sind diese Beiträge nach wie vor nur punktuell zu finden und können daher in der breiten Bevölkerung auch nicht so stark rezipiert werden.
Einen sehr hohen Stellenwert in den Medien erreichen diesmal juristische Aufbereitungen und Begleitungen von Fällen, wo Menschen mit Behinderungen direkt oder indirekt Diskriminierungen ausgesetzt sind. Die mediale Auseinandersetzung mit Rechtsstreitigkeiten weist auf Missstände hin und schärft das Bewusstsein für Menschenrechte oder Ansprüche von Betroffenen und zeigt, wo man sich gegebenenfalls Hilfe holen kann.
Auch Porträts und Beiträge über Menschen mit Behinderungen am Arbeitsplatz diesmal verstärkt Einzug in die Berichterstattung und können als Best-Practice-Beispiele Barrieren und Vorurteile am Arbeitsmarkt oder in der Gesellschaft aufbrechen. Es zeigt sich darüber hinaus eine stärkere Auseinandersetzung mit Menschen mit Behinderungen und dem Thema Inklusion in Kunst und Kultur – so gibt es immer mehr Filme, Serien oder Theaterstücke, wo Menschen mit Behinderungen Schlüsselrollen übernehmen. Verstärkte Resonanz erzeugen auch einzelne bisher stark tabuisierte Themen. Der Wunsch nach sexueller Selbstbestimmung, Sexualbegleitung und -assistenz bis hin zur Partnersuche hat noch 2015/2016 fast keinen Niederschlag gefunden, aktuell taucht das Thema medial bereits öfter auf. Einzelne Beispiele zeigen, dass in Medien diesmal grundsätzlich eine inhaltlich breitere, offener geführte Auseinandersetzung mit inklusionsrelevanten Themen passiert als noch vor einigen Jahren.
Barrierefreiheit und selbstbestimmtes Leben
Der mediale Aufwärtstrend hin zu mehr inklusionsrelevanten Themen zeigt sich außerdem in mehr Berichten zur Barrierefreiheit. Das Recht auf umfassende Barrierefreiheit wird in der UN-BRK in den Artikeln 9 und 21 geregelt. Barrierefreiheit ist demnach dann gegeben, wenn für möglichst alle Menschen Zugang und Teilhabe ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe möglich sind. Dabei umfasst Barrierefreiheit weit mehr als baulich-technische Maßnahmen (wie etwa die Errichtung von Rollstuhlrampen). Eine umfassende Barrierefreiheit ermöglicht den uneingeschränkten Zugang zu Informationen, Schul- und Berufsausbildung, dem gesamten Freizeit-, Konsum- und Dienstleistungsbereich, Kommunikationstechnologien und Medien oder dem Sport- und Tourismusangebot.
In der medialen Debatte werden beide Bereiche – die baulich-technischen Maßnahmen ebenso wie die uneingeschränkte Barrierefreiheit zur Information und Unterhaltung – eher punktuell, aber häufiger als noch 2015/2016 aufgegriffen. Die Gesamtheit der Artikel spannt thematisch einen Bogen vom Fehlen barrierefreier Toiletten in öffentlichen Gebäuden bis hin zum Einsatz von leichter Sprache in der News-Aufbereitung der Medienhäuser.
Themensetting im Medienvergleich
Zwischen den einzelnen Medien tun sich teils große Unterschiede in der Auseinandersetzung mit inklusionsrelevanten Themen auf. Dies spiegelt sich nicht nur im Berichtsvolumen wider, sondern vor allem auch bei der inhaltlichen Schwerpunktsetzung.
In allen untersuchten Medien ist Behindertensport das mit Abstand präsenteste Thema. Einzige Ausnahme ist das Gratisblatt Heute, dort liegt Charity unangefochten an der Spitze. Während Charity in den Zeitungen Österreich, Kurier und Standard eine untergeordnete Rolle einnimmt, gehört die Berichterstattung über Spendenübergaben oder von den Medien eigeninitiierte Charity-Aktionen bei der Kronen Zeitung und der Kleine Zeitung jedenfalls zu den Top-Themen im Inklusionskontext.
Menschen mit Behinderungen als Bittsteller*innen und arme Spendenempfänger*innen werden vor allem in der Kronen Zeitung, der Kleinen Zeitung und im Kurier thematisiert. Bemerkenswert ist, dass in allen Medien, die umfassender berichten, auch das Thema Bewusstseinsbildung stark platziert ist.
Die Kronen Zeitung widmet sich überdurchschnittlich stark der Medizin, aber auch der Barrierefreiheit im öffentlichen Raum und dem Thema Gewalt gegen Menschen mit Behinderung.
Die Zeitung Heute bringt verstärkt chronische Krankheiten aufs Tapet, aber auch Porträts von Menschen mit Behinderung im Job. Die Zeitung Österreich berichtet insgesamt nur sehr wenig und wenn, dann fast ausschließlich über Behindertensport.
Bei den Qualitätsmedien positioniert sich der Kurier überdurchschnittlich stark mit dem Thema der persönlichen Assistenz und Barrierefreiheit, auch Flucht von Menschen mit Behinderung aus Kriegsgebieten spielt dort eine größere Rolle.
Der Standard porträtiert überproportional stark Menschen mit Behinderung in deren Job, greift aber gerade auf den Medizin- und Forschungsseiten oft auch Themen wie Medizin, technische Innovationen oder Eugenik auf.
Die Kleine Zeitung setzt im Medienvergleich den stärksten Fokus auf die Themen Bildung, Barrierefreiheit, Arbeitsmarkt, auch persönliche Assistenz ist dort ein zentrales
Mediale Präsenz und Sichtbarkeit von Menschen mit Behinderung in Medien
Die Studie zeigt gerade im Hinblick auf Berichtsvolumen, Themensetzung und Inszenierung einige positive Entwicklungen. Betrachtet man das Berichtsvolumen und den Anteil, wenn Menschen mit Behinderungen in Medien sichtbar sind, dann ist der Anteil in etwa gleich geblieben. Gleichzeitig aber ist die Qualität in der Präsenz gestiegen. Wo im Jahr 2015/2016 vor allem individuelle Schicksale und Charity neben Sport beinahe die einzigen Möglichkeiten zur medialen Profilierung waren, steht dem heute eine weniger klischeebehaftete Berichterstattung und eine thematisch breitere Sichtbarkeit von Menschen mit Behinderungen gegenüber. Mehr Alltagsthemen, mehr Porträts von Menschen mit Behinderung in der arbeitswelt, mehr Rolemodels aus verschiedenen Bereichen oder auch mehr Menschen mit Behinderung, die Diskriminierungen und Rechtsstreitigkeiten öffentlich machen. Es steigt zwar nicht die Quantität, aber leicht die Qualität und Vielfalt.
In den Medien kann ein Drittel der Berichterstattung als sehr positiv, bewusstseinsbildend und förderlich eingestuft werden, 46 Prozent sind neutral. Insgesamt ist eine bemerkenswert positive Entwicklung feststellbar. Die Berichterstattung im Sinne der UN-BRK ist von 17 Prozent auf 32 Prozent markant gestiegen, gleichzeitig sind Beiträge, die der UN-Konvention widersprechen, von 48 Prozent auf 23 Prozent stark zurückgegangen. Ein knappes Viertel der Berichterstattung widerspricht der Konvention. Meist sind dies Artikel, in denen es um Charity geht, sensibles Wording zum Einsatz kommt oder stark auf die Mitleidsschiene in der Inszenierung gesetzt wird.
Trotz positiver Entwicklung ist die problematische Berichterstattung mit Abstand am stärksten im Gratisblatt Heute ausgeprägt, etwa die Hälfte der Berichterstattung fällt darunter. Im Untersuchungsszeitraum 2015/2016 waren es sogar noch 55 Prozent. Die Problematik spiegelt sich beispielsweise auch in der bereits thematisierten überdurchschnittlich starken Opferinszenierung von Menschen mit Behinderung in diesem Medium wider.
Durch die starke Akzentuierung der Charity-Berichterstattung in der Kronen Zeitung und in der Kleinen Zeitung weisen auch diese beiden reichweitenstarken Leitmedien noch einen relativ hohen Anteil an problematischer Inszenierung auf. In der Kronen Zeitung widersprechen knapp 30 Prozent der UN-BRK, in der Kleinen Zeitung ist es knapp ein Fünftel. Im Medienvergleich zeigen sich einige deutliche Veränderungen im Vergleich zur Untersuchung aus dem Jahr 2015/2016. Damals lag die Kronen Zeitung mit beinahe 60 Prozent problematischer Berichterstattung deutlich schlechter. Auch die Kleine Zeitung lag damals noch bei einem Wert von über 40 Prozent widersprechender Berichterstattung. Hier gibt es zwar immer noch Luft nach oben, aber es ist im Zeitraum der letzten 7 Jahre eine klare Verbesserung passiert. Dazu kommt, dass die Kronen Zeitung ihren Anteil an positiver Berichterstattung auf ein Drittel in etwa vervierfachen konnte und die Kleine Zeitung ihren Anteil auf 37 Prozent fast verdoppeln konnte.
Die Zeitung Österreich fällt auf, weil dort im Gegensatz zur Analyse im Jahr 2015/2016 keine widerspreche de Inszenierung zu finden ist. Gleichzeitig ist hier aber nicht mitberücksichtigt, dass in Österreich so gut wie nicht über Menschen mit Behinderung und Inklusion berichtet wird. Die Ausblendung von Menschen mit Behinderung widerspricht nämlich sehr deutlich der UN-BRK.
Der Standard hebt sich sehr positiv ab. Hier gibt es kaum Beiträge, die der UN-BRK widersprechen, auch beim Standard ist ein Rückgang an problematischer Berichterstattung von gut 10 Prozent auf aktuell unter 5 Prozent feststellbar. Sehr positiv ist auch die Entwicklung im Kurier, hier ist die problematische Berichterstattung (damals vor allem durch viele Charity-Beiträge) von damals 40 auf nunmehr 10 Prozent gesunken. Es überwiegt die positive bzw. die neutrale Berichterstattung aus Sicht der UN-BRK.
Eine sehr wichtige, öffentlich präsente Organisation ist der ORF, der als Medienhaus unter Inklusions-Expert*innen durchaus polarisiert. Einerseits ist da der sehr umstrittene Charity-Schwerpunkt mit „Licht ins Dunkel“, der nach wie vor Menschen mit Behinderungen stark über die Mitleids- und Opferschiene inszeniert. „Licht ins Dunkel“ prägt durch die
enorm starke Markenbildung und hohe Reichweite jahrzehntelang zweifelsohne das Konstrukt von Behinderung und die Bewusstseinsbildung in Österreich stark mit.
Andererseits versucht der ORF mit einzelnen Formaten und über engagierte Redakteur*innen aktiv zu positiver Bewusstseinsbildung und mehr Inklusion beizutragen.
Der ORF setzt medial vor allem auch einen Schwerpunkt auf umfassende Barrierefreiheit zu Information und Unterhaltung durch Untertitelung, Audiodeskription und den Gebrauch der österreichischen Gebärdensprache. Das Sendungsangebot ist von 100 Prozent Barrierefreiheit noch weit entfernt, aber als Sender mit öffentlich-rechtlichem Auftrag liegt der ORF bereits weit vor den Privatsendern und bessert sich hier kontinuierlich.
Der ORF verfügt auch über eine inklusive Lehrredaktion, in der Nachrichten in einfacher Sprache produziert werden – auch das ein zentrales Element für gelingende Inklusion und nicht nur ein Service für Menschen mit Lernschwierigkeiten. Zuletzt startete der ORF-Radiosender Ö3 eine großangelegte Kampagne für Jugendliche mit Behinderung am Lehrlingsmarkt.
Medial sichtbarste Organisationen
Unter den medial sichtbarsten Organisationen finden sich Organisationen wie Lebenshilfe oder Caritas, bei denen insbesondere die Versorgung, Begleitung und Betreuung von Menschen mit Behinderung enzum Portfolio gehören. Neben den Einrichtungen zur Versorgung, Beschäftigung und Betreuung von Menschen mit Behinderungen sind es primär Interessensvertretungen, welche die Rechte von Menschen mit Behinderungen oder speziellen Gruppen von Menschen mit Behinderungen in reichweitenstarken Massenmedien kommunizieren können, wenn auch nur auf sehr geringem quantitativem Niveau. Hierunter fallen etwa der Österreichische Gehörlosenbund, der Blinden- und Sehbehindertenverband in Österreich (BSVÖ), der Behindertenrat, die Vereine ÖZIV Bundesverband oder BIZEPS – Zentrum für Selbstbestimmtes Leben. Die Behindertenanwaltschaft vertritt im medialen Diskurs ebenso wie der Österreichische Behindertenrat die Rechte von Menschen mit Behinderungen, beanstandet Missstände in der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention, treibt deren Umsetzung voran und sorgt dafür, dass inklusionsrelevante Themen aufs politische Tapet gebracht werden.
Der Beitrag der Politik – mehr Sichtbarkeit, weniger Inhalte als 2015/2016
Zur Situation von Menschen mit Behinderungen nimmt die Politik im Jahr 2021/2022 öffentlich kaum Stellung, Inklusionspolitik spielt eine massiv untergeordnete Rolle. Der Anteil an der medialen Berichterstattung im Kontext Behinderung wird nur zu zwei Prozent von Akteur*innen aus der Politik und den Parlamentsparteien besetzt. Es gibt eine leichte quantitative Steigerung beim Berichtsvolumen im Vergleich zu 2015/2016. Diese Steigerung in der medialen Sichtbarkeit kommt vorwiegend zustande, weil private Geschichten und Porträts von Politiker*innen mit Behinderungen (hier v.a. Kira Grünberg und Norbert Hofer) medial unterkommen. Darüber hinaus positioniert sich die Politik vor allem mit erfolgreichen Paralympics-Sportler*innen und setzt sich im Zuge von Charity-Aktionen in Szene. Inhaltlich und thematisch äußert sich die Politik zu inklusionsrelevanten Themen de facto nicht.
Außensicht und Innensicht – ein Blick in die Redaktionen
Ein Grundproblem in der medialen Darstellung von Menschen mit Behinderungen besteht darin, dass in den großen Redaktionen des Landes in der Regel von Nicht-Betroffenen über Menschen mit Behinderungen berichtet wird.
Journalist*innen versuchen sich dabei in die Situation eines Menschen mit Behinderungen hineinzuversetzen und beschreiben, wie sie mutmaßlich in dieser Situation empfinden würden. Daraus ergeben sich Schlussfolgerungen einer „scheinbar objektiven Berichterstattung“, die sich jedoch mit dem Empfinden Betroffener häufig nicht decken. Dadurch können falsche Bilder und eine Verzerrung der Realität resultieren. Häufig werden Rollenklischees unter diesen Umständen verstärkt.
Indem Menschen mit Behinderungen in Redaktionen mitarbeiten und Expert*innen zu Rate gezogen werden, könnte eine realistischere Darstellung von Menschen mit Behinderungen in Medien gelingen.
Inklusion im Sinne gleichberechtigter Mitarbeit von Journalist*innen mit Behinderungen ist in Medienhäusern noch gar nicht verbreitet. Ein Beispiel, wo Menschen mit Lernschwierigkeiten in Redaktionen mitarbeiten, ist die inklusive Lehrredaktion im ORF-Zentrum. Hier erhalten Menschen mit Lernschwierigkeiten die Möglichkeit, zu journalistischer Tätigkeit in einfacher Sprache aktiv beizutragen. Der ORF bietet täglich Nachrichten in einfacher Sprache an, in Form eines Überblicks über zentrale Geschehnisse des Tages, zusätzlich werden zahlreiche Sendungen untertitelt oder zusätzlich in Gebärdensprache bereitgestellt. Sendungen auf Sport+ fokussieren besonders stark auf Behindertensport, erwähnenswert etwa das Sportformat „Ohne Grenzen“.
Bei Ö1 gibt es beispielsweise den Podcast „Inklusion gehört gelebt“. Die Austria Presse Agentur (APA) bietet mit „TopEasy“ einen Nachrichtendienst in einfacher Sprache an. Dieser gibt fünf Mal pro Woche einen kompakten Nachrichtenüberblick.
Von den Tageszeitungen sticht die Kleine Zeitung heraus, die auf ihrer Webseite Angebote in einfacher Sprache in Kooperation mit einem inklusiven Redaktionsteam der Lebenshilfe bringt. Hier werden wochentags täglich Nachrichten in einfacher Sprache erstellt.
Viele andere Tageszeitungen sind hier noch säumig.
Kein klassisches Massenmedium, aber erwähnenswert ist an dieser Stelle das Medium „andererseits“, wo Menschen mit und ohne Behinderungen zusammenarbeiten.
Es sind darüber hinaus leider wenige valide und allgemeine Zahlen verfügbar, wie viele Menschen mit Behinderungen in Redaktionen angestellt sind. Auch, weil es viele Facetten von Behinderungen gibt und die meisten davon unsichtbar sind. Bemerkenswert ist allerdings, dass es einen offensichtlichen Gender-Gap gibt bei der Frage, wer über Inklusion und Menschen mit Behinderung berichtet. In den untersuchten Printmedien werden drei Viertel der Beiträge von Journalistinnen verfasst. Frauen greifen in den Redaktionen also inklusionsrelevante Themen deutlich häufiger und vor allem auch umfassender auf als ihre männlichen Kollegen.
Ergebnisse aus der Social Media-Analyse
Neben den klassischen (Print-)Medien finden Bewusstseinsbildung und Informationsverbreitung zunehmend über Online-Medien und insbesondere auch in sozialen Netzwerken statt. Social-Media-Kanäle wie Facebook, Instagram oder YouTube folgen einer anderen Logik als klassische Medien. Wo einst Tageszeitungen und Medienhäuser über die „Informationshoheit“ verfügten und als fixe, sehr wirkmächtige Gatekeeper zwischen Sender*in und Empfänger*in standen, teilen sie sich den Markt zunehmend mit anderen Akteur*innen abseits der Medienbranche.
Heutzutage kreieren und verbreiten Organisationen, Unternehmen oder Privatpersonen auch ihre eigenen Botschaften und
können so den „Meinungsmarkt“ oder eine gewisse Zielgruppe direkt erreichen und Druck auf die Meinungsbildung ausüben, wenn sie nur über eine genügend große Gefolgschaft verfügen.
Der mit Abstand größte Anteil von fast 70 Prozent der Interaktionen auf Beiträge im Inklusionskontext wird auf Social Media-Seiten von (klassischen) Medien (über deren Social Media-Aktivitäten) erreicht. (Klassische) Medien sind im Kontext Inklusion und Menschen mit Behinderungen also auch via Social Media vergleichsweise sehr einflussreich.
Eine vergleichsweise sehr geringe Sichtbarkeit erreichen NGOs, Interessensvertretungen und Organisationen von und für Menschen mit Behinderungen. Der Hauptgrund liegt den Studienautr*innen zufolge darin, dass diese oft nur sehr geringe
Interaktionsvolumen erreichen. So kommen sie in der Kommunikation von Inhalten in der Regel nur sehr selten über die eigene, kleine Community hinaus. Die Notwendigkeit und Wichtigkeit des Engagements der NGOs und Organisationen im Bereich von Menschen mit Behinderungen ist evident, auch um in anderen, klassischen Medien Aufmerksamkeit zu erreichen und innerhalb der Community zu informieren und zu vernetzen. Letztlich – so wird in dieser Analyse ersichtlich – braucht es für die Kommunikation und Information auf breiter Ebene allerdings jene Player als Multiplikato*innen, die auf eine große Gefolgschaft zählen können und viele Menschen erreichen – in diesem Fall Medien, politische Akteur*innen, bekannte Persönlichkeiten und Unternehmen, die sich für Inklusion einsetzen.
In der Medienanalyse bestätigen das relativ geringe Berichtsaufkommen und die eher punktuelle Themensetzung auf Social Media, dass es offenbar immer noch eine große Hürde gibt, um inklusionsrelevante Themen in die Alltagsberichterstattung – sei es in klassischen Tageszeitungen oder im Zuge der Social-Media-Aktivität von Medienhäusern – aufzunehmen. Gerade dort würde aber eine höhere Wirkung und Sichtbarkeit erzielt werden.
Behindertenorganisationen und NGOs
In der Social-Media-Analyse zeigt sich, dass sich insbesondere Vertreter*innen von Organisationen von und für Menschen mit Behinderungen und Interessensvertretungen oft sehr stark um Inklusion und Rechte von Menschen mit
Behinderungen bemühen. Diese erreichen oft nur eine sehr niedrige Interaktionsrate und Reichweite.
Insgesamt gilt: Solange bestimmte Themen nicht auch von reichweitenstarken Social-Media-Kanälen – meist über Medien, Politik, große Organisationen oder Prominente – gesendet werden, bleiben sie weitgehend unsichtbar für eine breite Bevölkerung. Die meisten Organisationen im Sozialbereich und Vereine von und für Menschen mit Behinderungen haben in Österreich nicht die entsprechende Reichweite und oft auch nicht die finanziellen Mittel zur Verfügung, um eine breite Öffentlichkeit zu erreichen. Klassische Vertretungs-NGOs, die sich hauptsächlich für Menschen mit Behinderungen einsetzen – beispielsweise der Österreichische Behindertenrat, BIZEPS, ÖZIV, etc. – generieren zumindest nicht viel Reichweite und werden daher meist nur in der eigenen, kleinen Community wahrgenommen.
Der mit Abstand bekannteste Verein im Einsatz für Menschen mit Behinderungen in Österreich ist „Licht ins Dunkel“. Seit Jahrzehnten verlaufen insbesondere die reichweitenstarken Sendungen nach ähnlichen Mustern, die aus Sicht der UN-BRK und vieler Vertreter*innen von und für Menschen mit Behinderungen kritisch zu betrachten sind. Der ORF und auch „Licht ins Dunkel“ beteuern gerade in den letzten Jahren immer wieder, dass sich das Image von „Licht ins Dunkel“ ändere, dass man inklusiver werde und dass viele Kritikpunkte heute nicht mehr angebracht seien. Im Zuge dieser Studie sind tatsächlich leichte Verbesserungen analysierbar gewesen. Dazu gehört primär der Social-Media-Auftritt von „Licht ins Dunkel“, wo aktuell durchaus immer wieder auch versucht wird, positive Akzente für Bewusstseinsbildung zu setzen.
Zusammenfassung
Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass es teilweise sehr große Unterschiede gibt, wie Menschen mit Behinderungen in der Öffentlichkeit wahrgenommen und inszeniert werden – und wie sie sich selbst darstellen. Die Untersuchung zeigt auch, dass die Darstellung von Menschen mit Behinderungen in österreichischen Medien, trotz Verbesserungen und positiver Entwicklungen, häufig immer noch nicht den Anforderungen an Gleichstellung und Inklusion entspricht. Aber die Veränderungen seit 2015/2016 bestätigen, dass in vielen Medien eine Weiterentwicklung im Sinne der UN-BRK passiert ist.
Problematisch bleibt medial die Dominanz des Themenfeldes Charity und die damit einhergehende stereotype Inszenierung. Ein großer Kritikpunkt ist zudem, dass viele zentrale Alltagsthemen von der Politik und von Medien ausgeblendet werden, denn dort wären Menschen mit Behinderungen tatsächlich betroffen und eingeschränkt. Diese Baustellen – etwa in der Bildungspolitik oder bei der finanziellen Absicherung – werden öffentlich wenig berührt, dadurch fehlt womöglich auch der Druck für Veränderung
Service-Links
- Studie INKLUSION & MEDIEN (Leicht Lesen) PDF-Dokument
- Studie INKLUSION & MEDIEN(Barrierefrei) PDF-Dokument
- Studie INKLUSION & MEDIEN (PDF-Dokument)