Gedanken zum Disability Pride Month
Von Eva-Maria Fink
Heute endet der Disability Pride Month. Aber wie können wir diesen Stolz zelebrieren – und müssen wir auf unsere Behinderungen stolz sein? Ein Resümee von Eva-Maria Fink.
Disability Pride will niemandem vorschreiben, wie er oder sie mit seiner Behinderung oder chronischen Erkrankung umzugehen hat. Jede Person mit Behinderung hat zum eigenen Körper oder mit den eigenen Gedanken ihre einzigartige Geschichte und eine individuelle Beziehung.
Wir können keiner Person mit chronischen Schmerzen oder Erschöpfungssymptomen vorschreiben, dass sie auf diese Symptome stolz zu sein hat, das will Disabilty Pride auch nicht. Er soll nur eine Sichtbarkeit schaffen zum einen natürlich für die Bevölkerung ohne Behinderung, für die wir oft unsichtbar sind, dass es uns gibt und wir über unsere Rechte als Bürger Bescheid wissen und diese auch kommunizieren können.
Zum anderen für soll er Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen den Rückhalt oder den Mut geben, sich so annehmen zu dürfen, wie sie sind. Bedürfnisse und Grenzen klar kommunizieren zu dürfen und sich nicht dafür schämen zu müssen, dass man manchmal auch für seiner Selbst „Nein“ sagen muss. Er soll Mut geben, auf Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen oder Übergriffe und Gewalt als solche zu erkennen und zu benennen.
Selbstakzeptanz in einer Ableistischen Gesellschaft
Die meisten Menschen haben gute und schlechte Tage, auch Menschen ohne Behinderungen stehen vor der Herausforderung sich an solchen so anzunehmen, wie sie sind. Für Personen mit Behinderungen ist das Annehmen der eigenen Person manchmal noch herausfordernder. Warum? Wir leben in einer ableistischen Gesellschaft, das bedeutet, dass in den Köpfen der Menschen ein Idealbild eines Menschen steckt und wenn Personen davon abweichen, z.B. durch eine Behinderung, wird dies oft als Defizit dargestellt. Die Person wird als Defizit klassifiziert, Defizite sind schwach und kein Mensch will schwach sein.
Auch wir Menschen mit Behinderungen werden in dieser Gesellschaft großgezogen, unabhängig davon, ob ich mit Behinderung geboren wurde oder sie im Laufe des Lebens entstanden ist. Wir haben ebenso Bilder in unseren Köpfen, die uns sagen, was „normal“ und „gut“ ist. In Bezug auf Behinderung nennt man das internalisierten Ableismus, der hindert uns oft daran, mit unseren Körpern, Leistungen oder Gedanken zufrieden zu sein und zwingt uns oft über unsere eigenen Grenzen.
Wir lernen aber auch, andere Menschen in Schubladen zu stecken, auch Menschen mit Behinderungen. Nur weil wir selbst eine Behinderung haben, heißt das noch lange nicht, dass wir uns mit jeder Person mit Behinderung verstehen oder gar verbunden fühlen müssen. Es kann sogar sein, dass uns selbst Behinderungen anderer Art Angst machen und wir nicht damit umgehen können. Diese Angst zwingt uns dann oft dazu, dass wir Dinge sagen, die wir gar nicht so beleidigend meinen, wie es beim Gegenüber ankommt. Oder wir gehen auf Abstand und Bewerten zwischen einer „guten“ Behinderung und einer „Schlechten“.
Menschen mit Behinderungen sind keine Heiligen. Wir sind Menschen und machen Fehler und Bescheid zu wissen, was uns selbst und anderen das Leben erschwert, hilft uns beim Erkennen – und im besten Fall – daran arbeiten und besser machen. Auch dafür soll der Disability Pride Month Anlass geben!
Mehr zum Disability Pride Month könnt ihr hier nachlesen.