Das Land Kärnten startet mit der Lebenshilfe Kärnten das Projekt „Reallabor – Lohn statt Taschengeld“ für Menschen mit Behinderungen, die aufgrund einer Einstufung als „arbeitsunfähig“ in Beschäftigungswerkstätten tätig sind. 20 Bewerber*innen sollen im Herbst 2023 auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß fassen.
„Wir kämpfen seit Jahren um eine Teilhabe von Menschen mit Behinderung am Arbeitsmarkt. In Kärnten haben wir unterschiedliche Projekte im Laufen, mit denen wir bereits 200 Betroffene in eine Beschäftigung gebracht haben“, erklärt die für Chancengleichheit zuständige Kärntner Landesrätin Dr. Beate Prettner. „Jetzt gehen wir einen großen Schritt weiter: Wir starten im Herbst Österreichs erstes Pilotprojekt ‚Reallabor – Lohn statt Taschengeld‘, das tatsächlich am ersten Arbeitsmarkt ansetzt“, betont Prettner.
In Österreich gelten rund 25.000 Menschen mit Behinderungen laut der Einstufung der Pensionsversicherungsanstalt als „arbeitsunfähig“. Jene, die in Beschäftigungswerkstätten arbeiten, erhalten nur ein Taschengeld und keinen Lohn, zudem sind sie nicht über ihre Arbeit sozialversichert.
„Wir haben in Kärnten Maßnahmen initiiert, bei denen die Betroffenen sehr wohl ein Gehalt beziehen und sozialversichert sind. Dazu gehört das erste inklusive Kleinunternehmen des Landes, der ‚Bistro-Flitzer‘, bei dem mittlerweile 16 junge Menschen mit Behinderung einer regelmäßigen Arbeit nachgehen“, informiert Prettner. Allerdings erhalten diese ihr Gehalt nach dem Kärntner Behindertenschutzgesetz aus Geldmitteln des Landes.
Das nunmehr anvisierte Pilotprojekt „Lohn statt Taschengeld“ wird erstmals 20 Bewerber*innen aus Beschäftigungswerkstätten direkt in den ersten Arbeitsmarkt überführen. Das Projekt „Reallabor“ wird vorerst für zwei Jahre und unter wissenschaftlicher Begleitung erprobt und anschließend evaluiert. Unterstützt werden die Teilnehmer*innen von der Lebenshilfe Kärnten, finanziert wird das Pilotprojekt vom Referat Chancengleichheit im Land Kärnten und mit Fördergeldern der Europäischen Union.
Die 20 Teilnehmer*innen werden für jeweils 19 Stunden pro Woche angestellt und gemäß dem Kollektivvertrag „Sozialwirtschaft Österreich“ mit rund 1.050 Euro brutto für 19 Wochenstunden entlohnt.