Unter dem Motto „Graz-inklusiv – eine Stadt für Alle“ entwickelt die Stadt Graz eine Inklusionsstrategie.
Im Rahmen einer Pressekonferenz wurde am 20. September 2023 die Inklusionsstrategie für die Stadt Graz präsentiert. Die vom Zentrum für Sozialwirtschaft (ZfSW) begleitete Strategieentwicklung soll der steirischen Landeshauptstadt als Richtschnur für die nächsten Jahre in Sachen Inklusion dienen.
Die Grazer Inklusionsstrategie zielt darauf ab, allen Menschen – unabhängig von ihrer Herkunft, Behinderung, Alter, Geschlecht oder sexuellen Orientierung – gleiche Chancen und Zugang zu gesellschaftlichen Ressourcen zu gewährleisten. Indem die Stadt Graz eine Inklusionsstrategie entwickelte, verpflichtet sie sich, bestehende Benachteiligungen und Diskriminierungen abzubauen und Chancengleichheit zu fördern.
Die Inklusionsstrategie soll ermöglichen, die Vielfalt der Bewohner*innen der Stadt Graz zu erkennen, schätzen und fördern. Inklusion bedeute der Strategie zufolge auch, dass alle Bürger*innen einer Stadt aktiv am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. „Eine inklusive Stadt schafft Raum für Partizipation, Mitbestimmung und Engagement der Menschen. Indem alle Mitglieder der Gesellschaft eingebunden werden, entsteht eine stärkere soziale Integration und ein entsprechendes Zusammengehörigkeitsgefühl. Der Fokus der vorliegenden Inklusionsstrategie ‚Graz inklusiv – eine Stadt für Alle‘ liegt insbesondere auf der Verbesserung der Teilhabemöglichkeiten von Menschen mit Behinderungen und älteren Menschen“, ist dem Strategiepapier zu entnehmen.
Inklusionsstadtrat Kurt Hohensinner verdeutlichte bei der Pressekonferenz, dass „Inklusion, also die Teilhabe aller Menschen an unserem gesellschaftlichen Leben“ immer mitgedacht werden müsse. „Es geht hier nicht nur um Menschen mit Behinderung, denn Inklusion kommt uns allen zugute, so der ausgebildete Pädagoge für Menschen mit Behinderungen.
„Mit Beschlussfassung und Umsetzung der Strategie „Graz inklusiv“ verbessert die Stadt die Lebensbedingungen für alle Bürgerinnen und Bürger. Sie nimmt national und international eine Vorbildfunktion ein. Graz positioniert sich als Menschenrechtsstadt damit auch in internationalen Netzwerken und Kooperationen“ streicht Franz Wolfmayr vom ZfSW den Mehrwert einer solchen Strategie heraus. Dazu komme, dass eine offene und inklusive Stadt leichter hochqualifizierte Fachkräfte, Forschende und Künstler*innen aus der ganzen Welt anziehen und so seine wirtschaftliche und kulturelle Position stärken kann. „Eine inklusive Stadt ist attraktiver für Touristen, die sich willkommen und berücksichtigt fühlen und das Image einer fortschrittlichen und menschenorientierten Stadt verbreiten. Und nicht zuletzt: Graz trägt bei zur Erreichung der Nachhaltigen Entwicklungsziele der UN, die die Ungleichheit in und zwischen Ländern verringern sollen. Das alles stärkt nicht nur die Lebensbedingungen in Graz und das Ansehen der Stadt, sondern kann auch substantielle wirtschaftliche, kulturelle und soziale Vorteile mit sich bringen“, betonte Wolfmayr.
Breiter Beteiligungsprozess
Die Strategie wurde seit Jänner 2023 erarbeitet. Das Zentrum für Sozialwirtschaft stellte verfügbare Daten zusammen, analysierte diese und erstellte mithilfe von Interviews mit den Abteilungen der Stadtverwaltung sowie Fokusgruppen mit relevanten Stakeholdern eine Zustandsbeschreibung der Teilhabemöglichkeiten von Menschen mit Behinderungen, deren Angehörigen sowie von älteren Menschen. Zur Weiterführung bewährter Maßnahmen und laufenden weiteren Verbesserung wurden fünf Querschnittmaterien und 12 Handlungsfelder herausgearbeitet. Das Projektteam umfasste sieben Personen. Der Beteiligungsprozess umfasste 16 Termine innerhalb von fünf Monaten, wie zum Beispiel der Behindertenbeirat, die Eventreihe „Murinselgespräche inklusiv“, oder Präsentationen im Sozialausschuss bzw. bei den Abteilungsleiter*innen der Stadt Graz sowie Magistratsdirektor Martin Haidvogl.
„Der Prozess der Strategieentwicklung ‚Graz inklusiv – eine Stadt für Alle‘ hat gezeigt, dass es nicht nur auf Ebene der Stadtpolitik, sondern auch in sämtlichen Abteilungen der Stadtverwaltung ein großes Engagement und den Willen zur Verwirklichung der gesteckten Teilhabeziele gibt. Das ist (noch) keine Selbstverständlichkeit und deshalb besonders positiv erwähnenswert“, erklärte Peter Nausner vom Zentrum für Sozialwirtschaft.
Weg der Inklusion konsequent weitergehen
„Inklusion ist nie abgeschlossen. Inklusion ist immer ein Prozess und es geht darum die Lebenssituation von Menschen Schritt für Schritt zu verbessern. Genau diesen Weg wollen wir mit dieser wegweisenden Inklusionsstrategie konsequent weitergehen“, verdeutlichte Hohensinner. Selbstvertreter und „Selbstbestimmt Leben Steiermark“-Obmann Dietmar Ogris freut sich auf ein klares Bekenntnis der Grazer Stadtpolitik zur Inklusion: „Mit der Inklusionsstrategie setzt Graz ein starkes Bekenntnis, unsere Menschenrechte auf allen Ebenen umsetzen zu wollen und ist damit die erste Landeshauptstadt in Österreich, die der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen allumfassend Leben einhaucht. Inklusion lebt von den handelnden Personen, die bereit sind, sich mit Begeisterung und sportlichen Ehrgeiz für eine menschenachtende sowie zukunftsweisende Grundhaltung der Stadt Graz einzusetzen. Für die Zukunft wünsche ich uns weiterhin ein Begegnen auf Augenhöhe mit Politik und Verwaltung. Kreativität, Innovation und große Taten im Sinne gelebter Selbstbestimmung.“
„Wir-Gefühl“ und gegenseitige Verantwortung
Bei der Entwicklung der Strategie wurden nationale und internationale Beispiele herangezogen, an denen sich Graz orientieren möchte. So startete die deutsche Stadt Freiburg bereits vor acht Jahren einen derartigen laufenden Planungs- und Umsetzungsprozess, der Menschen mit Behinderungen in die Planung und Evaluierung der Maßnahmen einbezieht.
Service-Links
Inklusionsstrategie der Stadt Graz (PDF)