In der internationalen Aktionswoche zu Blindheit und Sehbehinderung fordert die Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs politische Maßnahmen zur Beseitigung von Barrieren.
Anlässlich der Woche des Sehens 2023, einer internationalen Aktionswoche rund um den „World Sight Day“ am 12. Oktober 2023 und dem „Tag des weißen Stocks“ am 15. Oktober 2023, rückt die Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs anhaltende Herausforderungen in den Fokus, mit denen blinde und sehbehinderte Menschen in unserer Gesellschaft konfrontiert sind.
Probleme und Barrieren stellt die Hilfsgemeinschaft in folgenden Bereichen fest:
- Mangel an Orientierungs- und Mobilitätstrainer
Mit einem speziellen Orientierungs- und Mobilitätstraining können sich Menschen mit geringem Sehvermögen oder Blindheit wieder selbstständig im öffentlichen Verkehr bewegen. Im Falle eines Blindenführhundes ist es sogar vorgeschrieben. Schon lange bemängeln Interessenverbände den zunehmenden Mangel an ausgebildetem Trainingspersonal. Lange Wartezeiten bedeuten für betroffene Personen eine Barriere für selbstbestimmte Mobilität. - Fehlende bundeseinheitliche Bauordnung für barrierefreies Bauen
In Österreich gibt es neun verschiedene Landesbauordnungen. Hier hat es sogar Verschlechterungen hinsichtlich der Barrierefreiheit gegeben. Es bräuchte dringend eine bundesweit einheitliche Bauordnung, um sicherzustellen, dass alle Menschen barrierefreien Zugang zu öffentlichen Gebäuden und Einrichtungen haben. - Mangelnde digitale Barrierefreiheit
Selbst staatliche Websites weisen Mängel bei der digitalen Barrierefreiheit auf, was den Zugang zu wichtigen Informationen wie Katastrophenschutzplänen beeinträchtigt. - Kein Rechtsanspruch auf Hilfsmittel
Hilfsmittel wie Blindenführhunde, Tafellesesysteme oder Lupen kosten viel Geld. Menschen mit Behinderungen haben in Österreich keinen Rechtsanspruch auf die Finanzierung von Hilfsmitteln, benötigen diese aber in ihrem Alltag. - Mangel an inklusiven Kindergartenplätzen:
Es fehlt an Inklusionspersonal, vor allem im ländlichen Raum. Die Verfügbarkeit von inklusiven Kindergartenplätzen ist unzureichend und muss verbessert werden, um Kindern mit Sehbehinderungen und Blindheit gleichberechtigten Zugang zu ermöglichen und Eltern zu entlasten. - Erschwerter Zugang zu inklusiven Schulplätzen und Persönliche Assistenz in der Schule
Inklusive Schulplätze und Inklusionspersonal sind Mangelware. Eltern betroffener Kinder erhalten Absagen oft erst kurz vor Schulbeginn. Probleme treten auch bei der Bereitstellung von Persönlicher Assistenz in der Schule auf, wie zuletzt eine Verbandsklage aufzeigte. - Arbeitslosigkeit und Barrieren in den Köpfen
Arbeitslosigkeit unter sehbehinderten und blinden Menschen ist alarmierend hoch. Vorurteile mindern die Chancen auf berufliche Eingliederung. - Ungleicher Zugang je nach Bundesland
Der Zugang zu Ressourcen und Diensten hängt oft von der Postleitzahl und dem Erwerbsstatus einer Person ab, was zu einer ungleichen Verteilung von Chancen führt, beispielsweise bei der Finanzierung von Blindenführhunden.
Die politischen Entscheidungsträger*innen sind aufgerufen, diese drängenden Probleme anzugehen und konkrete Maßnahmen zu ergreifen, um eine gleichberechtigte Teilhabe für blinde und sehbehinderte Menschen zu ermöglichen.