Das 41. Donauinselfest fand von 21. bis 23. Juni 2024 bei freiem Eintritt auf der Wiener Donauinsel statt. Den Auftakt machte ein Konzert mit The BossHoss unplugged Duo feat. Sascha und Alec, moderiert von Paralympic-Schwimmer Andreas Onea.
Am Freitagvormittag bietet das Donauinselfest Besucher*innen ein besonderes Flair. Bis die Massen die Insel erobern werden, vergehen noch einige Stunden. Die letzten Vorbereitungen für das größte Open Air Festival Europas werden getroffen, während die Sonne grell vom strahlend blauen Himmel scheint und die Temperatur allmählich steigt. Vor der Hauptbühne versammeln sich mehr und mehr Menschen. Viele unter ihnen nutzen einen Rollstuhl, Langstock oder eine Gehhilfe. Was ins Auge sticht, sind die hellen Strohhüte, die viele der Konzertbesucher*innen vor der Sonne schützen.
Etliche Schulklassen machen es sich auf den Heurigenbänken im Schatten gemütlich, während eingefleischte „The BossHoss“-Fans direkt vor der Absperrung zur Bühne stehen. Immer wieder laufen Kinder umher, die noch keinen Strohhut ergattert haben. Schließlich werden sie bei der Wasser- und Hutausgabestelle links neben der Bühne fündig. Manche holen sich auch Ohrstöpsel, denn gleich soll das Programm losgehen.
Schließlich ist es soweit: Andreas Onea, Paraschwimmer und ORF-Moderator, ergreift das Mikrofon auf der Hauptbühne des Festivals und spricht zum Publikum: „Hier beim Donauinselfest wird darauf geschaut, dass alle Menschen teilhaben können, auch Menschen mit Behinderung. So, wie wir Menschen mitten in die Gesellschaft integriert gehören.“ Onea verweist schließlich auf die umfassenden Barrierefreiheitsangebote am Donauinselfest wie das kostenlose Shuttle Service, die rollstuhlgerechten Toiletten, überwachte Parkplätze, das Buddy Service und alle anderen Angebote, die Menschen mit Behinderungen ermöglichen, zum Fest zu gelangen und dieses in zu genießen.
Festivalauftakt von The BossHoss
Als die Frontmänner von „The BossHoss“ lediglich mit Schuhen und kurzen Hosen bekleidet die Bühne erklimmen, ist begeistertes Gejohle zu hören. Sänger Alec Völkel erklärt, dass ein Konzertbeginn um 10:00 Uhr äußerst ungewöhnlich sei. Aber das Inklusionskonzert sei eine „coole Sache“, so der 51-jährige Berliner, der ebenso wie Gitarrist Sascha Vollmer seinen Zivildienst in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderungen versehen hat. „Wir wurden gefragt, ob wir Bock drauf haben, und den haben wir natürlich.“
Dass die beiden richtig Bock auf das Inklusionskonzert haben, spürt wohl das gesamte Publikum. Ein Hit nach dem anderen wird dargeboten, das Publikum applaudiert und zeigt sich ausgelassen, während Fans von urbanem Country Rock mit Tour-Shirts sich knapp vor der Bühne drängen und jede Strophe laut mitsingen.
Von der Sonnenallee auf die Donauinsel
Abudi, Schüler der Liselotte Hansen-Schmidt Schule in der Wiener Sonnenallee, der mit seiner Klasse das Konzert besucht, ist sichtlich bewegt von den vielen Eindrücken. Der Teenager strahlt über das ganze Gesicht, als er gefragt wird, wie ihm das Konzert gefallen hat. Auch die Schulkolleg*innen des syrischen Burschen scheinen begeistert zu sein.
Edi in der ersten Reihe
„Es hat mir sehr gut gefallen. ‚Jolene‘ gehört zwar nicht zu meinen Lieblingshits, aber alle anderen Songs waren wirklich super“, erklärt Edi im gleißenden Sonnenlicht nach dem Konzert. Er fand besonders originell, dass „The BossHoss“ den Song in „Oh Wien“ umgewandelt hatten. „Ich wollte schon 1992 auf das Donauinselfest gehen, denn da sind „Erasure“ aufgetreten. Es war aber so viel los, dass die Betreuerin meinte, die Gruppe geht wieder zurück“, erinnert er sich und umgreift seinen Langstock. Der 50-jährige Fan von Pop-Bands, die in den 1980er-Jahren groß wurden, sein Betreuer und die Kollegen der Gruppe unterhalten sich noch über das Erlebte und verlassen schließlich die Festwiese mit einem Shuttle von hallermobil.
Barrierefreies Veranstaltungskonzept
Im Anschluss an das Konzert der Headliner zeigt Martina Gollner von FullAccess, einem Unternehmen, das sich auf barrierefreie Veranstaltungen spezialisiert hat, dem Team des Österreichischen Behindertenrats die Plattform für Besucher*innen mit Behinderungen. Diese befindet sich zwischen der Festbühne und dem Schulschiff und bietet bei bester Sicht auf das Geschehen Sitzgelegenheiten, Schatten und eine Toilette. In den nächsten Tagen wird diese Plattform sehr gut besucht sein, denn Menschen mit Behinderungen wird hier richtig Lust auf Festival gemacht.
Inklusionskonzert ein voller Erfolg
Barbara Novak, Donauinselfest-Veranstalterin und Landesparteisekretärin der SPÖ Wien, erklärt gegenüber dem Österreichischen Behindertenrat: „Das erste Inklusionskonzert am Donauinselfest war ein voller Erfolg und ich freue mich, dass so viele, vor allem junge Menschen, mit dabei waren. Mein Dank gilt allen Mitwirkenden: Den Künstlern The BossHoss unplugged Duo feat. Sascha und Alec, dem Moderator, Paralympic-Schwimmer Andreas Onea, unseren Kooperationspartnern FullAccess und hallermobil und nicht zuletzt natürlich den Besucherinnen und Besuchern, insbesondere den Schülerinnen und Schülern, den Pädagoginnen und Pädagogen und Betreuerinnen und Betreuern, die mitgerockt und mitgefeiert und für großartige Stimmung gesorgt haben. Es ist uns ein Herzensanliegen, dass auch Menschen mit Behinderung das Donauinselfest live vor Ort miterleben können.“
Wiens Bürgermeister Dr. Michael Ludwig betont: „Wir haben heute einen fulminanten Festivalauftakt erlebt, der gezeigt hat, wofür das Donauinselfest seit mehr als vier Jahrzehnten steht: Für das respektvolle Miteinander und Teilhabemöglichkeiten für alle Menschen in unserer Stadt. Der starke Zusammenhalt, den wir hier jedes Jahr am Fest erleben, und der niederschwellige Zugang ermöglichen, dass alle Wienerinnen und Wiener gemeinsam feiern können! Beispielhaft, wie Inklusion am Festival gelebt wird!”