Am 26. November 2024 wurden im Kursalon Hübner in Wien in Zusammenarbeit der Lebenshilfe Österreich und den Österreichischen Lotterien acht innovative Organisationen und Initiativen ausgezeichnet, die sich für eine inklusivere Gesellschaft und den Abbau von Barrieren für Menschen mit Behinderungen einsetzen. Aus über 130 Einreichungen wurden die Preisträger*innen von einer prominenten Jury ausgewählt.
Preisträger*innen 2024
Den Förderpreis 2024 erhielt das Projekt Our Bodies Verein für feministischen Gesundheitsjournalismus. Es ist das erste feministische Gesundheitsmagazin in Österreich, das barrierearm und inklusiv Themen wie Körper, Gesundheit und Sexualität behandelt. www.ourbodies.at
Technologie & Digitalisierung: Die Initiative INNklusion der Universität Innsbruck vernetzt Studierende und Menschen mit Behinderungen, um gemeinsam innovative Assistenzlösungen zu entwickeln.
www.uibk.ac.at/de/projects/innklusion/
Bildung: Das ERG Donaustadt und die Diakonie Bildung wurden für die Etablierung einer inklusiven Oberstufe an einer AHS ausgezeichnet. Schüler*innen mit intellektuellen Behinderungen werden in regulären Klassen unterrichtet und durch individuelle Stundenpläne unterstützt. www.erg-donaustadt.at/ueber-uns/inklusion
Freizeit & Kultur: Der Salon Stolz in Graz macht das Lebenswerk des Komponisten Robert Stolz für alle zugänglich. Dieses Projekt ist ein Vorbild für inklusive Kulturarbeit und fördert die Diversität im Museumsbetrieb.
www.salonstolz.at
Gesundheit: Der Verein Rosalinda erhielt den Preis für seine Arbeit in der barrierefreien Sexualpädagogik. Durch Workshops und Methoden wie Unterstützte Kommunikation wird die sexuelle Selbstbestimmung von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen gefördert. www.rosalinda.at
Medien & Kommunikation: Die inklusive Fernsehreihe Perspektivenwechsel auf OKTO TV zeigt Behinderung als Teil menschlicher Vielfalt. Menschen mit und ohne Behinderungen arbeiten dabei sowohl vor als auch hinter der Kamera zusammen. https://www.okto.tv/de/sendung/pswx
Sonderpreis Lebenshilfe: Das Café Mia in Hohenems, betrieben von der Bäckerei Mangold, bietet sieben Menschen mit Behinderungen Arbeitsplätze in einem inklusiven Umfeld. Unterstützt durch eine Mentorin des Landeskrankenhauses Hohenems führen sie das Café größtenteils eigenständig.
Arbeit & Wirtschaft: Im Kleinstadtbiotop in Vöcklabruck arbeiten neun Menschen mit Behinderungen auf 1.300 m² in Handel und Gastronomie gemeinsam mit lokalen Unternehmen und sozialen Organisationen. Das Projekt schafft nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch Begegnungsräume.
www.kleinstadtbiotop.at
Jury-Mitglieder
Die ehrenamtliche Jury setzt sich aus Personen, zusammen, die sich auf unterschiedliche Weise mit Inklusion befassen. Die diesjährigen Jury-Mitglieder sind Andreas Onea (Athlet und Fernsehmoderator), Christine Steger (Bundesbehindertenanwältin), Franz-Joseph Huainigg (Beauftragter für Barrierefreiheit, ORF), Hanna Kamrat (Vizepräsidentin, Lebenshilfe Österreich), Julia Moser (Mitgründerin und stellvertretende Vorsitzende von FmB – Frauen* mit Behinderungen), Lena Öllinger (Inklusionsexpertin, Myability), Maria Jelenko-Benedikt (Chefredakteurin, Regionalmedien Austria), Nina Horazcek (Journalistin, Falter) und Paul Pizzera (Musiker).
Reden von Sozialminister Rauch und Arbeitsminister Kocher
Sozialminister Johannes Rauch und Arbeitsminister Martin Kocher, die neben zahlreichen anderen geladenen Gästen an der Preisverleihung teilnahmen, nützten die Gelegenheit, in ihren Reden über die Themen Persönliche Assistenz und die Anhebung der Altersgrenze zur Feststellung der Arbeits(un)fähigkeit bei Menschen mit Behinderungen.
Sozialminister Johannes Rauch appellierte an die Bundeshauptstadt Wien, sich am Pilotprojekt zur Harmonisierung der Persönlichen Assistenz zu beteiligen. „Denn wenn Wien dabei ist, ist das ein Türöffner“, so Rauch. Auf die Frage von Moderatorin Miriam Labus, woran es liege, dass sich Wien nicht am Pilotprojekt beteilige, antwortet Rauch: „Österreich ist ein föderaler Staat. Da ist es manchmal schwierig, alle unter einen Hut zu bekommen. […] Aber es entsteht auch ein sanfter Sachzwang: Je mehr dabei sind, desto stärker wächst der Druck auf die anderen. Und ich würde einfach bitten, das als Chance zu sehen. Als Chance, in der Inklusion einen Schritt weiter zu kommen. Als Chance, Mittel, die da sind, auch abzuholen und damit Wege und Türen zu öffnen für Menschen mit Behinderungen – egal, ob in der Freizeit oder im Beruf – Persönliche Assistenz in Anspruch nehmen zu können. Weil das ist ein Schlüssel für Inklusion.“
Arbeitsminister Martin Kocher antwortete auf Miram Labus´ Frage, was abseits von der 2023 beschlossene Anhebung der Altersgrenze zur Feststellung der Arbeitsunfähigkeit bei Menschen mit Behinderungen auf 25 Jahre zu tun sei, um Menschen mit Lernbehinderung Zugang zu ersten Arbeitsmarkt zu ermöglichen. „Das war uns beiden [Anm: Rauch und Kocher] ein Anliegen und das war ein Projekt, das einige Zeit in Anspruch genommen hat.“ Rauch und er seien sich bei diesen Fragen nie über das Ziel uneinig. Die Bundesländer hätte jedoch unterschiedliche Vorstellungen. „Ich persönlich glaube, wir haben hoffentlich bald überhaupt keine Altersgrenze mehr, dann sind alle Menschen am ersten Arbeitsmarkt und wir haben einen voll inklusiven Arbeitsmarkt.“