Wien setzt auf inklusive Bildung in den Kindergärten, doch der Weg von der politischen Absicht zur Praxis ist noch weit. Viele Kinder warten auf passende Plätze, während Fachkräftemangel und bürokratische Hürden den Ausbau bremsen. Hinzu kommt ein mangelhaftes Inklusionsverständnis. Insbesondere Kinder mit hohem Unterstützungsbedarf erhalten oft keinen Zugang zu Kindergärten. Diese Situation zeigt deutlich, dass zwischen politischen Ankündigungen und der Realität nach wie vor eine große Lücke besteht.
Aktuelle Entwicklungen in Wien
Die Stadt Wien betont in offiziellen Mitteilungen, dass Inklusion ein zentraler Schwerpunkt der elementarpädagogischen Weiterentwicklung ist.
Vizebürgermeisterin und Bildungsstadträtin Bettina Emmerling (NEOS) erläuterte in einer Anfragebeantwortung an die Wiener Grünen, dass der Ausbau von Integrations- und heilpädagogischen Gruppen ein „großes Anliegen“ der Stadt sei. Momentan gebe es jedoch zu wenig Fachpersonal, weshalb der Ausbau nicht so schnell voranschreiten könne, wie ursprünglich geplant.
Allein hieran zeigt sich bereits ein Grundproblem: Ein mangelhaftes Verständnis davon, was Inklusion ganz generell bedeutet und was es für inklusive Elementarpädagogik braucht. Bei heilpädagogischen Gruppen handelt es sich nämlich um das Pendant zu Sonderschulen im Bereich der Elementarpädagogik. Dies hat mit Inklusion rein gar nichts zu tun.
Im Wiener Regierungsprogramm heißt es: „Wir forcieren den Ausbau von Inklusionsplätzen für Kinder mit Behinderung.“ Gleichzeitig soll das Personal im Inklusionsbereich verstärkt werden, um den Betreuungsschlüssel zu verbessern und allen Kindern eine hochwertige Förderung zu ermöglichen.
Realität ist jedoch, dass über 1.500 Kinder immer noch auf einen Platz warten. Die Stadt Wien weist zwar darauf hin, dass vor allem Fachkräftemangel und Qualitätsanforderungen die Umsetzung bremsen, sieht jedoch auch einen klaren Ausbauplan vor.
Zwischen Ankündigungen und Lebensrealität
Eltern berichten, dass ihre Kinder abgelehnt werden, oft wegen Platzmangel, Personalknappheit oder fehlender Erfahrung. Viele Familien müssen auf unpassende Lösungen ausweichen oder private Betreuung organisieren, was teuer ist und mit dem Anspruch der UN-Behindertenrechtskonvention, Kindern mit Behinderungen Zugang zu einem inklusiven Bildungssystem auf allen Ebenen zu gewährleisten nicht vereinbar ist. Obwohl die Stadt von Fortschritten spricht, erleben Familien weiterhin Unsicherheit und Bürokratie.
Der Österreichische Behindertenrat warnt, dass Reformen nicht auf Pilotprojekte oder einzelne Förderungen beschränkt bleiben dürfen, sondern flächendeckend umgesetzt werden müssen. Zusätzlich braucht es einen strukturierten Plan, um einen nachhaltigen Ausbau inklusiver Kindergartenplätze zu gewährleisten. Hier sind Menschen mit Behinderungen und die sie vertretenen Organisationen zwingend mit einzubeziehen.