Behinderungen in Geschäftsprozessen und Umsatzpotenzial, das in Barrierefreiheit steckt
Während viele Websites bereits grundlegende Anforderungen an Barrierefreiheit erfüllen, fehlen oft barrierefreie Lösungen in Geschäftsprozessen – vom Chatbot bis zur Paketzustellung. Gleichzeitig hat die Digitalisierung viele Barrieren abgebaut. Die ISPA, der Dachverband der österreichischen Internetwirtschaft, widmete den Herausforderungen bei Umsetzung des Barrierefreiheitsgesetzes (European Accessibility Act) ihre diesjährige Fachtagung an der Universität Wien.
ISPA-Generalsekretär Stefan Ebenberger sagte in seiner Eröffnung, dass die Digitalisierung entscheidend dazu beigetragen, Barrieren zu reduzieren. „Mit der Umsetzung des Barrierefreiheitsgesetz wird echte Inklusion weiter vorangetrieben. Dies ist für die Unternehmen auch mit erheblichem Aufwand verbunden. Doch Inklusion ist der Internetbranche wichtig und sie trägt hier eine besondere Verantwortung – diese nimmt die Branche gerne wahr und ist ein Katalysator der Barrierefreiheit.“
Behinderungen in Geschäftsprozessen
Shadi Abou-Zahra, Principal Accessibility Standards and Policy Manager bei Amazon sprach über das Thema Barrierefrei ist mehr als nur das Produkt: Wo sich die Behinderungen in Geschäftsprozessen verstecken. Er erklärte: „Barrierefreiheit ist keine Checkliste. Wir müssen breiter denken, auch bei den Geschäftsprozessen. Wir müssen eine Kultur der Barrierefreiheit entwickeln, um mit anstatt für Menschen mit Behinderung zu gestalten.“
Herausforderungen bei Umsetzung des European Accessibility Acts
In der anschließenden Diskussion mit Susanne Buchner-Sabathy (Blinden und Sehbehindertenverband Österreich) und Simone Keglovics (Hutchison Drei Austria) wurde erörtert, was die Internetbranche bereits leistet und welche Herausforderungen bei der Umsetzung des European Accessibility Acts noch bestehen.
Umsatzpotenzial von Barrierefreiheit
Lena Öllinger von myAbility widmete sich unter dem Titel Barrierefreier Umsatz: Wieso gutes Handeln auch gut fürs Geschäft ist den wirtschaftlichen Chancen barrierefreier Angebote Barrierefreiheit sei Öllinger zufolge ein klarer Wirtschaftsfaktor. Würden Produkte und Arbeitsplätze inklusiv gestaltet, ließen sich neue Kund*innen gewinnen, zudem würde Vertrauen gestärkt und echte Teilhabe geschaffen werden.
Barrierefreiheit als gesellschaftspolitische Verantwortung
Bei der Diskussion über Barrierefreiheit als gesellschaftspolitische Verantwortung beleuchteten Öllinger, Andreas Jeitler (Alpe-Adria-Universität), Florian Slansky (Büro der Bundesbehindertenanwältin) und Daniele Marano (Österreichischer Behindertenrat) u.a. die Themen Barrierefreiheit am Arbeitsplatz und aktuelle Forschung zu Inklusion.
Barrierefreiheit ist gesamtgesellschaftliche Verantwortung
Für ISPA-Präsident Harald Kapper ist Barrierefreiheit eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung und betrifft damit auch die Digitalbranche. „Eine leichter lesbare Website ist auch für Menschen ohne Sehbehinderung übersichtlicher. Einfachere Sprache erleichtert allen das Lesen. Und kaum jemand ist das ganze Leben lang frei von Einschränkungen, sei es durch Krankheit, Unfälle oder Alter. Barrierefreiheit nützt nicht nur einzelnen Gruppen – sie ist ein Gewinn für uns alle“, so Kapper.