Aus einer parlamentarischen Anfragebeantwortung zur bildungspolitischen Datenlage und Kennzahlen inklusiver Bildung durch Bildungsminister Christoph Wiederkehr geht hervor, dass im Schuljahr 2022/23 insgesamt 29.096 Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf eine österreichische Schule besuchten.
Die parlamentarische Anfrage hatten die GRÜNEN am 11. April 2025 eingebracht. Sie begründeten die Anfrage u.a. mit der Kritik der Rückschritte im Bereich der inklusiven Bildung in Österreich durch den UN-Fachausschuss für die Rechte von Menschen mit Behinderungen im Rahmen der Staatenprüfung 2023 sowie den vom Fachausschuss kritisierten Mangel an umfassenden Daten zur Bildungssituation von Kindern und Jugendlichen.
Zahl der Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf (SPF)
Aus der Anfragebeantwortung vom 13. Juni 2025 geht hervor, dass im Schuljahr 2022/23 insgesamt 29.096 Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf eine österreichische Schule besuchten. 10.601 davon waren Mädchen und 18.495 Buben.
In den Schulstufen 0 bis 4 gab es 10.370 Schüler*innen mit SPF, in den Schulstufen 5 bis 8 gab es 15.840 Schüler*innen mit SPF und in der 9. Schulstufe 2.886 Schüler*innen mit SPF.
5.199 Kinder mit SPF besuchten eine Volksschule. Sonderschulen wurden von 14.610 Kindern und Jugendlichen besucht, allgemein bildende höhere Schulen von 36 Schüler*innen, berufsbildende mittlere und höhere Schulen von 7 Jugendlichen, Mittelschulen von 8.291 Kindern, polytechnische Schulen von 802 Jugendlichen und 151 waren Schüler*innen an einer sonstigen allgemein bildenden Schule (Statut).
Die Alltagssprache von 18.036 Schüler*innen mit SPF war Deutsch, die restlichen 11.060 Schüler*innen sprachen im Alltag eine andere Sprache.
Quote der Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf
Im Schuljahr 2022/23 hatten 3,6 % der Schüler*innen einen sonderpädagogischen Förderbedarf, wobei der Anteil der Mädchen mit einem Anteil von 2,7 % geringer war als jener der Buben mit 4,4 %.
5,5 % der Schüler*innen mit einer anderen Alltagssprache als Deutsch wiesen einen SPF auf – im Vergleich zu 3 % der Schüler*innen mit deutscher Alltagssprache.
Der SPF unterscheidet sich von Bundesland zu Bundesland sehr stark. Während in Salzburg 5,1 % der Schüler*innen im Schuljahr 2022/23 einen SPF hatten, war dies in Tirol bei lediglich 2,1 % der Fall.
Lehramtsstudierende mit Spezialisierung „Inklusive Pädagogik“
Seit 2015 gibt es in Österreich kein Lehramtsstudium für das Fach Sonderpädagogik mehr. Seitdem können Lehramtsstudierende einen Schwerpunkt bzw. eine Spezialisierung im Bereich Inklusion wählen. Das Angebot wird nur von wenigen Student*innen angenommen. So schlossen an Pädagogischen Hochschulen im Studienjahr 2022/23 insgesamt 1.398 Studierende ein Bachelorstudium für den Bereich Primarstufe ab. 17,2 % dieser Absolvent*innen hatten den Schwerpunkt Inklusion gewählt. Bei den 657 Master-Absolvent*innen lag der Anteil jener mit dem Schwerpunkt Inklusion bei 5,8 %.
Die Zahl der Abschlüsse in den Lehramtsstudien Sekundarstufe Allgemeinbildung an Pädagogischen Hochschulen belief sich im Studienjahr 2022/23 auf 1.946 Studierende. 4,9 % dieser Absolvent*innen hatten den Schwerpunkt Inklusion gewählt. Der Anteil der 913 Master-Absolvent*innen mit Spezialisierung auf den Bereich Inklusion betrug 2,2 %.
Integrative Beschulung von Schüler*innen mit Körper- und/oder Sinnesbehinderungen ohne SPF
Die Frage, wie viele Schüler*innen mit Körper- und/oder Sinnesbehinderungen ohne SPF im Schuljahr 2024/25 und im Schuljahr 2023/2024 an Regelschulen integrativ unterrichtet wurden, konnte seitens des Bildungsministeriums nicht beantwortet werden.
Anträge auf freiwilliges 11. und 12. Schuljahr für Jugendliche mit SPF
Fragen nach der Anzahl der Anträge auf das freiwillige 11. und 12. Schuljahr für Jugendliche mit SPF konnten nicht beantwortet werden. Begründet wurde dies damit, dass zur Anzahl der Ansuchen sowie der von den Bildungsdirektionen ausgesprochenen Bewilligungen oder Ablehnungen keine zentral verfügbaren Daten vorliegen würden. Die Information, wie viele Schüler*innen dies betrifft, sei kein expliziter Bestandteil der Erhebungen gemäß Bildungsdokumentationsgesetz. Seitens des Bundesministeriums für Bildung sei geplant, den Rechtsanspruch auf ein 11. und 12. Schuljahr für Schüler*innen mit SPF zeitnah einzuführen und entsprechende Lehrpläne zu entwickeln.
Service-Links
So wird sonderpädagogischer Förderbedarf vergeben
ÖBR-Stellungnahme zu Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen
ÖBR-Stellungnahme zur Verordnung über die Lehrpläne der Sonderschulen
ÖBR-Stellungnahme zur Verordnung über Lehrpläne Allgemeinbildender Höherer Schulen
Brauchen wir die Sonderschule?
Steirisches Regierungsprogramm: Bekenntnis zu Sonderschule