Stefan Schönfelder nutzt einen Rollstuhl und lässt sein neues E-Auto umbauen. Ein Bericht vom rollstuhlgerechten Umbau in einer spezialisierten Werkstätte.
Das Elektro-Auto-Fahren macht viel Spaß. „Die Beschleunigung ist eine ganz andere als beim Verbrenner, und es ist so leise“, schwärmt Stefan Schönfelder. Sein neues E-Auto wird in der Werkstätte Baumgartner in Wiener Neudorf bei Wien gerade umgebaut. Die Werkstätte ist seit Jahrzehnten auf Umbauten spezialisiert. In den ersten drei Monaten des Jahres waren 50 % der umgebauten Fahrzeuge E- Fahrzeuge.
Keine Unterschiede
Was sind die Unterschiede bei einem Umbau zwischen E-Auto und Verbrenner? „Es gibt eigentlich keinen Unterschied, wenn es um Selbstfahrer-Umbauten geht“, betont Markus Baumgartner, Inhaber des Unternehmens. „Für den Umbau macht es keinen Unterschied, ob Elektro oder Verbrenner. Bei manchen Fahrzeugen geht’s, bei manchen nicht.“
Für jedes Fahrzeug muss geklärt werden: „Reichen die Platzverhältnisse im Fahrzeug für den gewünschten Umbau? Gibt es die technischen Möglichkeiten? Gibt es Steuergeräte? Gibt es Einschränkungen seitens des Herstellers? Das ist unabhängig von der Frage, ob Elektro oder Verbrenner. Sie bauen ja nicht den Motor um. Sie befestigen wo einen Hebel und schließen die Elektronik an. Das müssen Sie beim Verbrenner wie beim E-Fahrzeug. Es gibt viele Fahrzeugmodelle, die umgebaut werden können.“
Individuell abgestimmt
Jeder Umbau wird individuell auf Fahrerin oder Fahrer abgestimmt. Stefan Schönfelder lässt seinen neuen E-Mini so umbauen, dass sein Rollstuhl im Bereich des Beifahrersitzes mitgeführt wird: „Ich verlade meinen Rollstuhl so, dass ich vom Rolli aus einsteige und den Rollstuhl über meinen Schoss auf den Beifahrersitz verlade.“ Davor ist sicherzustellen, dass das Auto keine zu hohe, feste Mittelkonsole oder Armlehne hat. Da sagt selbst der sportliche Fahrer: „Da kriegst du den Rollstuhl nicht mehr drüber.“ Die meisten Fahrer* ziehen es vor, den Rollstuhl hinter sich über eine Verladevorrichtung in einen Bereich der Rückbank hineinziehen zu lassen. Dazu ist vorher abzuklären, ob es im Bereich der Rückbank genug Platz für den konkreten Rollstuhl gibt.
Stefan Schönfelders Elektro-Mini bekommt Handgas, d.h. einen Gasbremshebel und einen Lenkradknauf eingebaut. Eine Abdeckung der Pedale verhindert, dass bei Spastiken in den Beinen ungewollt Pedale betätigt werden. Diese Abdeckung der Pedale wird einfach rausgenommen, wenn eine Person ohne Behinderungen mit dem Fahrzeug fahren möchte. Eine Doppelnutzung des Fahrzeuges ist somit ohne weiteres möglich. Eine Nutzung des Gasbremshebels ist ohne Eintragung im Führerschein allerdings nicht zulässig.
Vor dem Umbau des E-Fahrzeuges
Stefan Schönfelder empfiehlt, vor dem Fahrzeugkauf zu beachten, wo sich der Ladeanschluss des E-Autos befindet, also wo der Stecker beim Laden anzustecken ist. Hinten rechts, vorne im Kühlergrill oder auf der linken Seite? Davon hängt ab, wie zuhause die Lademöglichkeit, genannt Wallbox, eingerichtet wird. „Ich habe meine Wallbox bei meinem Parkplatz zuhause niedrig und an der Seite montiert. Das musst du mit dem Elektriker absprechen, ist aber auch kein Problem.“ Eine sonst übliche Position der Wallbox ist in Garagen eher in 1,60 m Höhe (Augenhöhe).
Baumgartner empfiehlt: „Bevor Personen zum Umbau in die Werkstatt kommen, sollten sie ein umgebautes Fahrzeug zuerst einmal ausprobieren. Da gibt es Fahrschulen oder den Verein Clubmobil in Teesdorf“, wo Umbauten zu testen sind. Beratend zur Seite stehen interessierten Menschen mit Behinderungen auch eigene Ansprechpersonen bei den Autofahrerclubs ARBÖ und ÖAMTC.
Der behindertengerechte Umbau von E-Fahrzeugen wird unter bestimmten Umständen vom Sozialministeriumservice gefördert. Ebenso stellen die Länder teilweise Fördermittel zur Verfügung.
Schon vor dem Beginn des Umbaus muss eine Fahreignungsprüfung absolviert werden und eine entsprechende Eintragung im Führerschein durch den Amtsarzt erfolgen. Anhand dieser Codes im Führerschein kann der behindertengerechte Umbau geplant werden. Für die Werkstätte „ist wichtig, dass der Kunde die Eintragung hat. Der Kunde darf ohne Eintragung mit dem Auto nicht fahren.“ Erst danach wird gemeinsam der passende Umbau entwickelt.
Preise und Langlebigkeit
Die Preise für einen Umbau liegen, je nach Aufwand, in der Regel zwischen 1.500 und 25.000 Euro. Manche Umbauten lassen sich an einem einzigen Tag bewerkstelligen, andere Fahrzeuge verbleiben zwei Wochen in der Werkstätte – etwa, wenn die Verladevorrichtung des Rollstuhls oder die Elektrik besondere Herausforderungen darstellen.
Die Umbauten sind jedenfalls langlebig. „Ich habe gedacht, ich müsste jedes Jahr eine Überprüfung des Handgases zwingend machen lassen. Die früheren Umbaufirmen haben gesagt, wenn es kaputt ist, kommen‘s halt. Wenn nicht, lassen sie es halt. Dann kann man 20 Jahre damit herumfahren.“ So die Erfahrungen von Stefan Schönfelder. Bestätigt von der Werkstätte Baumgartner: „Wenn man das Ding pfleglich behandelt, was soll sein?“
Fahrzeug für die Fahrschule
Die Werkstätte Baumgartner hat ein Fahrzeug für den Fahrschulbetrieb umgebaut. Mit Handgas, Gasbremshebel, Lenkradknauf und Fahrschulpedalerie. Dieses Fahrzeug wird Fahrschulen zur Verwendung im Schulbetrieb angeboten. Nutzer*innen von Rollstühlen können so ihren Führerschein mit dem Lenken eines umgebauten Fahrzeuges erwerben.
Im Betrieb bietet das E-Fahrzeug finanzielle Vorteile. „Die Steuer ist beim Elektrofahrzeug in der Regel nicht so hoch wie beim vergleichbaren Verbrenner. Bei meinem sind es im Jahr 250 Euro, die als motorbezogene Versicherungssteuer anfallen. Auch werde ich vermutlich bei Service und Wartung besser abschneiden“, berichtet Stefan Schönfelder. NoVA ist bei Elektro-Fahrzeugen weiterhin nicht zu bezahlen.
… und das Leben
Warum ein E-Fahrzeug? Stefan Schönfelder: „Ich habe mich entschieden, ein Elektro-Auto anzuschaffen, weil es zukunftsträchtig ist und ökologisch einen Vorteil hat. Dazu kommt der Spaßfaktor, deswegen ist es ein elektrischer Mini geworden.“
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Fotos und Text: Emil Benesch, Video: Andrea Strohriegl