Österreich befindet sich in einer Hitzewelle. Morgen Donnerstag werden besonders hohe Temperaturen erwartet. Im Süden und Osten Österreichs kann es bis zu 38 Grad Celsius heiß werden. Danach sinken die Temperaturen übermorgen Freitag wieder etwas. Das Ende der Hitzewelle wird für Montag erwartet.
Tipps, was Sie jetzt tun können
Ausreichend trinken
Trinken Sie ausreichend. Auch ohne Durstgefühl.
Beim Schwitzen gehen dem Körper nicht nur Wasser, sondern auch Salz, Magnesium und andere Elektrolyte verloren. Mit Gemüsesuppen lässt sich der Salzverlust ausgleichen. Als Durstlöscher eignen sich neben Leitungswasser, Mineralwasser, ungezuckerte Kräuter- und Früchtetees, sowie mit Wasser verdünnte Obst- und Gemüsesäfte.
Achtung: Sie dürfen aus medizinischen Gründen nur eingeschränkt Flüssigkeit zuführen? Sie nehmen entwässernde Medikamente ein? Sie haben eine Erkrankung des Herz-Kreislaufsystems oder der Nieren? Bitte besprechen Sie sich mit der behandelnden Ärztin/dem behandelnden Arzt, oder ihrer Apotheke.
Speisen mit kühlendem Effekt wählen
Nehmen Sie mehrmals pro Tag kleinere und leicht verdauliche Mahlzeiten zu sich, das belastet den Kreislauf weniger. Essen Sie z.B. Äpfel, Ananas, Melonen, Blattsalate, Tomaten, Gurken, fettarme oder verdünnte Milchprodukte (z.B. Joghurt) oder kalte Suppen. Leichtes Essen kühlt den Körper besser als fette Kost.
Eine Sammlung von Rezepten finden Sie hier: Rezepte für heiße Tage
Hitze draußen lassen
Während der kühleren Nacht- und Morgenstunden die Fenster weit und lange öffnen! Steigen die Außen-Temperaturen an, Fenster rechtzeitig schließen. Räume verdunkeln.
Ausnahme: Bei sehr hohen Außentemperaturen müssen Räume, in denen sich Gaskombithermen und Gasdurchlauferhitzer befinden, ständig großzügig – mit offenem Fenster – gelüftet werden, weil es zu Abzugsstörungen der Abgase kommen kann. Der damit verbundene Austritt des farb- und geruchlosen Gases Kohlenmonoxid kann zu unter Umständen lebensbedrohlichen Vergiftungen führen.
Wärmequellen reduzieren
Eingeschaltete Elektrogeräte im Haushalt produzieren Wärme. Geräte wie Kochherde, Backrohr, Standcomputer, etc. jetzt besser ausgeschalten lassen.
Je energieeffizienter Ihre Haushaltsgeräte wie Kühlschränke, TV-Geräte, PCs oder die elektrische Beleuchtung sind, desto weniger Wärme geben sie an den Raum ab. Verzichten Sie auch auf den Stand-by-Betrieb. Das spart zusätzlich unnötige Stromkosten.
Ventilatoren oder Fächer nutzen
Ventilatoren und Fächer sind eine energiesparende Alternative zu Klimaanlagen. Die Luftbewegung kann hohe Temperaturen erträglicher machen.
Bei Temperaturen über 35° C sind Ventilatoren allerdings nicht geeignet, eine Gesundheitsbeeinträchtigung durch Hitze zu verhindern. Die besten Verfahren zur Abkühlung sind ein Bad oder eine Dusche beziehungsweise der Aufenthalt in klimatisierten Räumlichkeiten.
Kühlen mit Maß und Ziel
Bei Nutzung einer Klimaanlage: Kühlen Sie mit Ihrer Klimaanlage nicht mehr als 6 Grad ab. Zu große Temperatur Unterschiede belasten den Kreislauf und stellen ein Gesundheitsrisiko dar. Beträgt der Temperatursprung beim Wechsel zwischen Hitze und gekühltem Bereich mehr als 6 Grad, achten sie auf eine langsamere Anpassung.
Der Hitze aus dem Weg gehen
Suchen Sie einen kühlen Aufenthaltsort auf wie Parks, Freibäder, Kirchengebäude oder Geschäftszentren. In Wien gibt es gekühlte Zonen in den Bezirken: Coole Zonen – Stadt Wien
Bleiben Sie, wo es kühl ist. Lassen Sie sich Lebensmittel oder Mahlzeiten zuliefern. Auch Supermärkte haben entsprechende Angebote.
Den Körper kühlen
Die Füße in ein Schaffel mit Wasser stellen, erfrischt. Auch ein feuchtes Tuch im Nacken oder ein paar Wasserspritzer aus einer Sprühflasche auf die Schultern gesprüht, bringen Abkühlung. Lassen Sie kühles Wasser über Ihre Handgelenke und Unterarme laufen.
Oder nehmen Sie eine Dusche – lauwarm und nicht kalt.
Kühlende Kleidungsstücke tragen
Wählen Sie helle, leichte, weite Kleidung aus Naturfasern. Textilien aus Leinen sind angenehm zu tragen. Oder tragen Sie kühlende Kleidungsstücke wie Kühlarmbänder, Kühlwesten oder ein in der Gefriertruhe gekühltes Funktionsshirt.
Schatten suchen
Eine luftige Kopfbedeckung wie zum Beispiel ein Strohhut oder auch ein Schirm schützen draußen vor der Sonne. Wann auch immer möglich, sollte Schatten aufgesucht werden.
Medikamente richtig dosieren
Einige Medikamente verringern das Schwitzen, das Durstgefühl, den Blutdruck oder die Herzleistung. Andere erhöhen die Körpertemperatur oder verursachen einen Mangel an Flüssigkeit oder Elektrolyten. Manche Medikamente verändern bei Hitze ihre Wirkung.
Klären Sie ärztlich oder in der Apotheke ab, ob die Dosis Ihrer Medikamente bei Hitze angepasst werden muss. Ändern Sie Ihre Medikation nur auf Anweisung Ihres Arztes, Ihrer Ärztin oder Apotheke.
Medikamente zur Entwässerung und Blutdrucksenker? Halten Sie Rücksprache mit Arzt, Ärztin oder Apotheke
Durch die Hitze erweitern sich die Blutgefäße, was den blutdrucksenkenden Effekt vieler Herz-Kreislauf-Medikamente deutlich verstärken kann. Das betrifft besonders Personen mit systolisch bedingter Herzinsuffizienz (Herzschwäche), sowie Patientinnen und Patienten mit Bluthochdruck. Diuretika, die Ausscheidung von Wasser über die Niere fördern, werden häufig zur Behandlung von Bluthochdruck oder Herzinsuffizienz verschrieben. Da diese Medikamente jedoch die Urinausscheidung erhöhen, kann das bei hohen Temperaturen Dehydration und Elektrolytstörungen auslösen.
Psychopharmaka und Antidepressiva, aber auch Medikamente gegen Schlafstörungen, Übelkeit, Parkinson, Harninkontinenz sowie manche Antihistaminika?
Halten Sie Rücksprache mit Arzt, Ärztin oder Apotheke!
Wirkstoffe dieser Medikamente können die zentrale Temperaturregulation stören, das Schwitzen verringern und dadurch die Gefahr einer Überhitzung erhöhen. Psychosen, die etwa bei Schizophrenie oder bipolaren Störungen auftreten können, werden mit Antipsychotika behandelt. Bei Einnahme bei Hitze geht die Fähigkeit verloren Veränderungen der Körpertemperatur wahrzunehmen und darauf zu reagieren. Dadurch kann eine Person, die solche Medikamente einnimmt, womöglich nicht ausreichend wahrnehmen, dass ihr zu heiß ist oder dass sie durstig ist.
Schmerzmittel?
Halten Sie Rücksprache mit Arzt, Ärztin oder Apotheke!
Bestimmte Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac können bei hohen Temperaturen Nierenversagen oder plötzlichen Bluthochdruck auslösen. Bei Flüssigkeitsmangel kann sich außerdem eine bestehende Herzschwäche verschlechtern.
Opiate und Opioide – etwa Morphin, Tramadol oder Fentanyl?
Halten Sie Rücksprache mit Arzt, Ärztin oder Apotheke!
Sie können sich bei Hitze im Körper anreichern oder schneller freigesetzt werden.
Arzneimittel zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen (Antiarrhythmika), zur Behandlung der koronaren Herzkrankheit (Antianginosa) sowie Antidiabetika?
Halten Sie Rücksprache mit Arzt, Ärztin oder Apotheke!
Insulin?
Halten Sie Rücksprache mit Arzt, Ärztin oder Apotheke!
Bei Hitze gelangt Insulin schneller in den Blutkreislauf. Das kann niedrigen Blutzuckerspiegel auslösen und kann Schwindel, Zittern, Schwitzen, Reizbarkeit und möglicherweise sogar Bewusstlosigkeit oder Krampfanfälle zur Folge haben.
Medikamente vor Hitze schützen
Wird ein Arzneimittel zu warm gelagert, kann sich seine Wirksamkeit verringern.
Für die meisten Arzneimittel ist eine Lagerung bei Zimmertemperatur unter 25 Grad Celsius, licht- und feuchtigkeitsgeschützt, vorgesehen. Bewahren Sie diese Arzneimittel im kühlsten Raum der Wohnung (z.B. Schlafzimmer) auf. Manche Arzneimittel wie bspw. Impfstoffe, Insulin oder einige gebrauchsfertig gemachte Antibiotika, müssen jedoch im Kühlschrank bei zwei bis acht Grad Celsius aufbewahrt werden. Eine Aufbewahrung im Kühlschrank ist nur erforderlich, wenn das im Beipackzettel des jeweiligen Medikamentes ausdrücklich vermerkt ist.
Rat suchen
In ganz Österreich hilft die telefonische Gesundheitsberatung 1450 auch im Sommer – rund um die Uhr und kostenlos. Ohne Vorwahl aus allen Netzen.
Bei gesundheitlichen Problemen aufgrund von Hitzesymptomen können sich alle Menschen in Österreich an die Gesundheitsberatung 1450 wenden.
Hilfe suchen
Achten Sie auf Anzeichen für hitzebedingte Beschwerden!
Bei Schwindel, Verwirrtheit, Übelkeit oder übermäßigem Schwitzen rufen Sie bitte Hilfe!
Aufgrund der enormen Stressbelastung bei anhaltenden Temperaturen über 30 Grad Celsius können Angststörungen oder Depressionen verursacht bzw. verschlimmert werden. Wenden Sie sich an die Telefonseelsorge unter der Nummer 142.
Nicht allein bleiben
Suchen Sie Verbindung zu anderen Personen! Tauschen Sie sich aus, bleiben Sie nicht allein! In den gekühlten Zonen, den Parks, Angeboten wie den Klimaoasen oder „Sommerfrische im Pfarrgarten“ der Caritas treffen Sie auf Menschen, den es so geht wie Ihnen.
Andere nicht alleine lassen
Kontaktieren Sie ältere, alleinstehende, pflegebedürftige sowie chronisch kranke Personen in Ihrer Familie bzw. Nachbarschaft.
Besonders gefährdet sind Personen, die sich aufgrund ihrer Erkrankung nicht selbstständig und effektiv vor Hitze schützen können. Zum Beispiel Personen mit Demenz, weil sie aufs Trinken vergessen.
Bei Gewalt den Notruf wählen
Hitzewellen führen zu einem Anstieg von Gewaltverbrechen. U.a. einer Zunahme an häuslicher Gewalt. Besonders von Gewalt betroffen sind Frauen mit Behinderungen. Sind Sie betroffen, wählen sie den Notruf. 112 ist die europäische Notrufnummer, kostenlos nutzbar in allen EU-Staaten. Diese Nummer kann aus dem Festnetz oder vom Mobiltelefon angewählt werden, um Rettung, Feuerwehr oder Polizei zu verständigen.
Mit der DEC112-App können Sie mit einer Notruf-Zentrale chatten, wenn Sie einen Notfall haben. Mittels Text-Chat können Sie in einer Not-Situation professionelle Hilfe erhalten.
Außerdem werden automatisch der aktuelle Standort und Gesundheits-Daten (optional) an die Notruf-Zentrale gesendet. Dies ermöglicht eine rasche Hilfe. Die DEC112 App ist eine Ergänzung zur Gehörlosen-SMS (0800 133 133) in Österreich.
Der Stille Notruf in Österreich ist eine Ergänzung zum barrierefreien und textbasierten DEC112 Notruf. Mit ihm kann man nahezu unbemerkt Hilfe rufen.
Durch einen einfachen Knopfdruck wird die Polizei verständigt und eine Polizeistreife zur notrufenden Person geschickt. Die Kommunikation bei einem Stillen Notruf wird auf ein Minimum beschränkt. Ein Stiller Notruf hilft vor allem in Situationen akuter Bedrohung oder Gewalt, weil der Notruf nahezu unbemerkt ausgelöst werden kann.
Quellen
https://www.wien.gv.at/umwelt/coole-zonen
Wenn es heiß wird – Selbsthilfe bei Hitze – Multiple Sklerose Gesellschaft Wien
Rezepte für heiße Tage – Umweltberatung
Multiple Sklerose: 10 Gesetze für den Jahrhundertsommer
Sommer, Sonne, Hitze – Multiple Sklerose Gesellschaft Wien
Verhalten bei Hitzewellen – Tipps der Landessanitätsdirektion Wien
Häufig gestellte Fragen bei einer Hitzewelle (PDF)
Apotheken sollen Hitze-Erstanlaufstellen sein
Achtung! Hitze löst gefährliche Nebenwirkungen bei Medikamenten aus | PULS 24
Österreichische Apothekerkammer: Medikamente vor Hitze und Sonne schützen
Caritas startet Hitzehilfe und öffnet 23 Klimaoasen: Caritas Wien
Text: Emil Benesch