Von dem österreichischen Unternehmer – Social Entrepreneur – Martin Essl und seiner Essl Foundation gegründet, verfolgt Zero-Project das Ziel eine Welt ohne – eben mit Null (Zero) Barrieren – zu schaffen sowie die Implementierung der UN-Behindertenrechtskonvention voranzutreiben. Die Zero Project Konferenz fand dieses Jahr zum 10. Mal statt und zum 5. Mal wurde sie im International Center der Vereinten Nationen in Wien abgehalten.
Der kosmopolitische Veranstaltungsort spiegelte sich auch in den Herkunftsländern der TeilnehmerInnen wieder. Personen mit Behinderungen sowie Organisationen und Unternehmen aus allen Teilen der Welt hatten vom 21. bis zum 23. Februar 2018 Gelegenheit ihre innovativen Projekte und Erfindungen für Menschen mit Behinderungen vorzustellen sowie in einen Austausch mit anderen Stakeholdern aus dem Bereich der Behindertenpolitik zu treten.
Empowerment durch Barrierefreiheit
Die Zero Project Konferenz stand dieses Jahr im Zeichen der Barrierefreiheit. „Universelles Design“ ist das Motto, also Barrierefreiheit nicht nur von öffentlichen Gebäuden, sondern auch von Dienstleistungen, von Hilfsmitteln, von Kommunikationsmitteln und Informationen – Internet, Medien, etc. – um die gesellschaftliche Inklusion und Teilhabe aller BürgerInnen sicherzustellen. Auf der Konferenz wurden über 60 best practice Beispiele vorgestellt und mit dem Zero-Project Preis ausgezeichnet. Neben den vielen großartigen Innovationen aus unterschiedlichen Ländern, wurden aus Österreich fünf Projekte ausgezeichnet: „Top Easy“ eine Kooperation zwischen APA (Österreichische Presseagentur) und Capito war einer jener Preisträger. „Top Easy“ ist eine Internetseite, die aktuelle Nachrichten in einfacher Sprache anbietet, vor allem für Personen mit Lernschwierigkeiten ist dies ein toller Service. Das IT Unternehmen Mopius hat eine App entwickelt, namens “Menuespeak” mit dessen Hilfe man Menükarten in Restaurants lesen kann, vor allem für blinde und sehbehinderte Menschen nützlich. Unser Mitgliedsverein ÖZIV wurde für seine innovative Online-Seite „Barriere Check“, die in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftskammer entstanden ist, ausgezeichnet. Barriere Check ermöglicht es Unternehmen ihre Barrierefreiheit zu überprüfen und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen. Das Salzburg Museum bietet Ausstellungen in einfacher Sprache an. Durch diese Option, wird es Menschen mit Lernschwierigkeiten ermöglicht, gleichberechtigt an der Kultur teilzuhaben. Bank Austria bietet seit dem Jahr 2015 Online Bankgeschäfte mittels Gebärdensprache an. Mit diesem Service können hörbeeinträchtigte und gehörlose Menschen via Video Anruf ihre Bankgeschäfte einfach und selbstbestimmt erledigen. All diese Projekte leisten nicht nur einen wertvollen Beitrag zur gesellschaftlichen Bewusstseinsbildung, sondern ebnen auch den Weg für Menschen mit Behinderungen zu mehr Teilhabe und einem selbstbestimmten Leben.
SDG´s und Barrierefreiheit
Daniela Bas, Leiterin der Sozialpolitik und Entwicklungsabteilung der Vereinten Nationen hielt am Eröffnungstag den Hauptvortrag und ging hierbei auf die Bedeutsamkeit der SDG´s – die nachhaltigen UN-Entwicklungsziele – ein, sowie auf die UN-Behindertenrechtskonvention. Das erste Ziel der SDG´s: „Reduktion der Armut“ ist ein Ziel, dass man durch die Schaffung von Barrierefreiheit erreichen kann. Warum? Da die Erlangung von Barrierefreiheit zur Erreichung anderer Ziele beitragen kann. Auch die österreichische Botschafterin Christine Stix-Hackl ging in ihrem Vortrag hierauf ein: „Building bridges and breaking down barriers, to ensure equal opportunities for all people“ – „Brücken bauen und Barrieren durchbrechen, um für alle Menschen gleiche Möglichkeiten zu sichern“.
Daten zu Menschen mit Behinderungen?
Ein interessanter Programmpunkt war auch das Diskussionsforum zu „Daten und Statistiken“. Verschiedene ExpertInnen stellten ihre Studien und Zugänge vor, mit denen sie sich diesem wichtigen Thema widmen. Christian Schober, vom NPO Institut der Wirtschaftsuniversität Wien machte beispielsweise auf den Missstand aufmerksam, dass Personen mit Lernschwierigkeiten oft gar nicht in Statistiken über Menschen mit Behinderungen vorkommen, da die Fragebögen meist mit Fragen ausgestattet sind, die für diese Gruppe nicht leicht verständlich sind. Die Amerikanerin Sue Swenson von „Inclusion International“ sprach vom Nebel der Daten und wie wichtig es wäre statistische Informationen anschaulich und leicht verständlich zu gestalten. Die Vortragenden waren sich einig, dass die Erhebung und anschließende Analyse von Daten wichtig sei, um existierende Barrieren sichtbar zu machen.
Austausch und Knüpfen von Kontakten
Ein besonders wichtiger Faktor der Zero Conference ist der Austausch über die Landesgrenzen hinaus. Wir hatten die Gelegenheit uns mit Vertretern der israelischen Regierung (Kommission für Rechtsgleichheit von Menschen mit Behinderungen des israelischen Justizministeriums) über die jeweils landestypischen Rahmenbedingungen und Systeme für Menschen mit Behinderungen auszutauschen.
Investitionen in eine barrierefreie Umwelt sind Zukunftsinvestitionen.
Menschen mit Behinderungen machen mit rund 1 Milliarde Menschen einen erheblichen Teil der weltweiten Bevölkerung aus. Diese Gruppe nicht in das Bildungs- sowie Arbeitssystem zu inkludieren kann sich die Gesellschaft nicht leisten. Barrierefreiheit hilft nicht nur Menschen mit Behinderungen, sondern macht das Leben aller Menschen leichter, nicht zuletzt aufgrund der immer größer werdenden Gruppe älterer Menschen. Investitionen in eine barrierefreie Umwelt sind also Zukunftsinvestitionen. Wie Initiator Martin Essl und Moderatorin Caroline Casey in ihren einleitenden Worten ausführten, ist die Gemeinschaft der Menschen mit Behinderungen am stärksten, wenn sie zusammen an einem Strang ziehen. Mit einer gemeinsamen Stimme kann man sich Herausforderungen stärker entgegenstellen und die dringend notwendigen Veränderungen lauter einfordern.
Autorin: Mag.a Gudrun Eigelsreiter MSc (EU und internationale Angelegenheiten)