Am 24. Januar 2023, dem Internationalen Tag der Bildung, fand im Festsaal des Wiener Rathauses eine Tagung zum Thema „Qualitätscheck Elementarpädagogik – Inklusion (er)leben“ statt. Veranstaltet wurde die Zusammenkunft zum Wissensaustausch von EduCare – Verein zur Förderung der Elementarbildung.
Mit der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention (UNBRK) im Jahr 2008 verpflichtete sich Österreich, ein inklusives Bildungssystem – beginnend in der elementaren Bildung – umzusetzen. „Frühe Bildung für jedes Kind“ – eine selbstverständlich anmutende Aussage, die in Österreich nach wie vor große Herausforderungen mit sich bringt. Bei der EduCare-Tagung „Qualitätscheck Elementarpädagogik – Inklusion (er)leben“ wurde ein analytischer Blick auf die Ausgangslage in Österreich und deren Auswirkungen auf die Gesamtgesellschaft gerichtet.
Die Veranstalter*innen verfolgten mit der Auswahl der Referent*innen den Ansatz, vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung als Grundlage für einen Weg zum inklusiven Kindergarten heranzuziehen und anzusehen, wie Inklusion als Motor für Qualitätsentwicklung in elementarpädagogischen Bildungseinrichtungen fungieren kann. Durch die Veranstaltung führte Bettina Wachter (Obfrau EduCare).
UN-Konventionen
Nach Begrüßungsworten von Wiener Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) und Viktoria Miffek-Pock (Geschäftsführung EduCare) referierte Sebastian Öhner (Rechtsreferent Wiener Kinder- und Jugendanwaltschaft) über inklusive Bildung im Zusammenhang mit der UN-Kinderrechtekonvention sowie der UN-Behindertenrechtskonvention. „Alle Kinder haben ein Recht auf die bestmögliche Entwicklung und Entfaltung“, erklärte Öhner. Dieses Kinderrecht sei nicht nur in der UN-Kinderrechtskonvention verankert, sondern auch im österreichischen Verfassungsrecht.
Inklusion als Motor für Qualitätsentwicklung
Anschließend thematisierte Timm Albers (Institut für Erziehungswissenschaft, Universität Paderborn) in seinem Vortrag die Inklusion als Motor für die Qualitätsentwicklung in Krippen und Kindergärten. Zwar sei Inklusion in der Elementarpädagogik häufig schon selbstverständlich. Doch der Begriff werde in der bildungspolitischen Diskussion und praktischen Umsetzung verwässert. Albers kritisierte, dass nach wie vor von „inkludierbaren“ und „nicht inkludierbaren“ Kindern gesprochen werde. Zudem bleibe das Denken in unterschiedlichen Gruppen erhalten.
Generell müsse nicht mehr die Frage, ob ein Kind in eine Bildungseinrichtung aufgenommen werden könne, im Vordergrund einer inklusiven Elementarpädagogik stehen, sondern wie sich eine Einrichtung auf die Bedarfe von Kindern einstellt. „Über Haltung und Wissen hinaus brauchen wir gute Rahmenbedingungen für professionelles elementarpädagogisches Handeln“, betonte der Bildungswissenschaftler.
Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung
Petra Wagner (Fachstelle Kinderwelten für vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung) sprach über das Kinderrecht auf Schutz vor Diskriminierung sowie die diskriminierungskritische Praxis in elementarpädagogischen Bildungseinrichtungen gemäß dem Ansatz der vorurteilsbewussten Bildung und Erziehung.
Inklusion meint nicht nur die gemeinsame Bildung und Erziehung von Kindern mit und ohne Behinderung. Inklusion zielt umfassend auf die Herstellung von Bildungsgerechtigkeit durch Bekämpfung von Exklusion (= Ausgrenzung, Ausschluss, Diskriminierung, Abwertung Herabwürdigung).
Podiumsdiskussion
Petra Wagner, Petra Pinetz-Schmid (Integration Wien) und Sybille Hamann (Nationalratsabgeordnete, Bildungssprecherin GRÜNE) diskutierten gegen Ende der Tagung die in den Vorträgen dargelegten Themen. Die Podiumsdiskussion moderierte Bettina Wachter, die auch Fragen des Publikums einbezog.