Inklusionslücke Bildung: Österreich auf dem Prüfstand der UN
Am 19. Juni 2023 veranstaltete der Unabhängige Monitoringausschuss zur Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen eine öffentliche Sitzung zum Thema Inklusionslücke Bildung: Österreich auf dem Prüfstand der UN im ÖGB-Veranstaltungszentrum „Catamaran“ in Wien.
Nach der Begrüßung durch die Moderatorinnen Iris Kopera und Yuria Knoll wurde die Sitzung mit einem Vortrag von Daniela Rammel und Tobias Buchner vom inklusiven Vorsitzteam des Monitoringausschusses eröffnet. Der Vortrag gab einen Überblick zum Stand der Umsetzung von Artikel 24 der UN-Behindertenrechtskonvention, der Artikel, der das Recht auf Bildung für Menschen mit Behinderungen vorgibt.
„Österreich verletzt massiv die Menschenrechte im Bereich Bildung“, so Daniela Rammel im Resümee des Vortrages. „Es ist so, das selbst betroffene Menschen immer selbst einfordern müssen, was sie brauchen, und manchmal muss man sogar auch klagen oder demonstrieren, aber eigentlich ist Österreich verpflichtet, Inklusion voranzutreiben und die UN Konvention umzusetzen.“ Ein Sonderbericht zum Thema Bildung ist auf der Website des Monitoringausschusses verfügbar und wird im Rahmen der diesjährigen Staatenprüfung in Genf eingebracht.
Erfahrungsberichte von Betroffenen
Im Anschluss an den Vortrag erzählen Katrin Neudolt und Laura Moser von ihren positiven und negativen Erlebnissen in ihrer Bildungslaufbahn, von ihren Inklusionslücken und -brücken. Katrin Neudolt ist eine gehörlose Badminton Spielerin aus Niederösterreich. „Es gibt Möglichkeiten, wo man Anträge stellen kann. Ich denke aber, dass Institutionen viel mehr gefragt wären, diese Informationen selbst zu generieren, und damit sich an gehörlose Menschen anpassen, und nicht gehörlose Menschen sich an das System anpassen müssen“, so Neudolt. „Im Universitären Bereich würde ich mir wünschen, dass Dozent*innen mehr Bewusstsein für den Umgang mit gehörlosen Student*innen mitgebracht hätten, weil das eigentlich nicht meine Aufgabe als Studierende sein sollte“
Laura Moser erzählt per Videobotschaft, dass eine Inklusionsbrücke für sie die Barrierefreiheit ihrer Schule war. Als Lücken erlebte sie die Vorurteile von Lehrpersonen sowie Mitschüler*innen. „Meine Schulzeit war dementsprechend von Ausgrenzungserfahrungen und Diskriminierungserfahrungen geprägt“, so Moser. „Inklusion kann nur stattfinden, wo Begegnung stattfindet, und Begegnung kann nur stattfinden, wenn Barrieren abgebaut werden“, stellt sie abschließend fest.
Zuletzt wird die anonyme Erfahrung einer Lehrenden vorgelesen. Sie berichtet von ihren persönlichen Bemühungen aber auch Herausforderungen im Bereich der Inklusion von Schüler*innen mit Behinderungen, die ihr in ihrer täglichen Arbeit begegnen, und fordert unter anderem mehr Schulassistenz für Schüler*innen mit Behinderungen, da dies ihre Arbeit sehr entlasten würde.
Lebende Bücher
Nach der Pause erzählen die acht „Lebenden Bücher“ Dominic Haberl, Eva-Maria Fink, Petra Derler, Volkan Aslan, Christine Steger, Merin Valookaran, Julia Moser und Christian Krendl (online) über ihre individuellen Erfahrungen auf ihren Bildungswegen. Der Austausch in kleinem Rahmen ermöglichte den Besucher*innen, in den Dialog zu gehen und sich in interaktiven Gesprächen über Erfahrungen auszutauschen.
Abschluss
Nach dem individuellen Austausch wurden die Ergebnisse aus den Gesprächen auf der Bühne zusammengefasst. In einer abschließenden Rede stellten Daniela Rammel und Tobias Buchner fest, dass es in den letzten zehn Jahren in Österreich im Bereich der inklusiven Bildung viele Rückschritte gab. „All die Berichte und Erfahrungen werden wir mit nach Genf zur Staatenprüfung nehmen“, so Tobias Buchner. Dort würde man auf die Versäumnisse im Bereich der inklusiven Bildung hinweisen.
Bericht: Andrea Strohriegl